Samstag, 29. März 2014

Mit dem Toxy nach Geesthacht - aus dem Winterschlaf erwacht



Eigentlich stand heute eine Tour mit dem ADFC vom Fähranleger Finkenwerder nach Stade und zurück auf dem Programm. Beim Blick aus dem Fenster am frühen morgen erspähte ich das gleiche "Unwetter" wie gestern Abend. Düster grau, kein Wind, kühl. Der Pinscher erspähte indes noch gar nichts und ich fand, es sei ihm auch nicht zuzumuten. 

Gegen Mittag hatte sich das "Unwetter" aufgelöst und das triste Grau war einem freundlichen Blau gewichen. Nach dem ersten Frühstück auf der sonnigen Dachterrasse in diesem Jahr, kam mir der Gedanke das Toxy aus dem Winterschlaf zu wecken. Das Toxy ist ein Liegerad und steht seit Oktober trocken und warm unter einer Plane im Abstellraum. Ganz nebenbei ist das Toxy das schnellste der Pinschertaxin und in der Detaillösung sozusagen ein Pinschercabriolet mit Rundumblick für den Hund mit der Möglichkeit dem Fahrer bei seiner Tätigkeit mal am Ohr zu lecken oder sich wahlweise piepsend zu beschweren wenn es bergauf mal nicht schnell genug geht und langweilig wird. 

Etwas Luft in die Reifen, die ewig lange Kette fetten, Lenker gerade biegen, Speigel einstellen, den Hundekorb mit einem einfache Klick auf dem Gepäckträger einrasten - fertig. Nun steht es da in seinem unschuldigen weiß und der Pinscher wird unruhig. Ich nehme ihn hoch ins Körbchen, lege mich selbst probeweise vorsichtig hin und ziehe den Lenker zu mir. Oha - ich hatte vergessen wir wundervoll der körpergeformte Schalensitz. Bisher hatten wir nichts vermisst, aber jetzt brennt es unter den Füßen.

Die Zollenspieker Fähre sollte das Ziel sein. Wir fahren am Krankenhaus vorbei durch den Lohmühlenpark bis zum Berliner Tor. Der Strecke entlang des Heidenkampsweg ist wie immer zu laut und zu stickig, aber sie ist die schnellste Richtung Süden und wir wollen schnell aus der Stadt hinaus. Elbbrücken, quer durch Veddel auf dem Weg nach Wilhelmsburg überholen wir einen Trike-Fahrer und halten einen kurzen Schnack. Vorbei an der Wilhelmsburger Mühle und dann noch über die Süderelbbrücke - Landluft. Auf der Deichstraße kann man die Elbe leider nicht sehen. Sehen, hören und sogar riechen kann man jedoch die hunderte Motorradfahrer die Richtung Fähre unterwegs sind. Unangenehm, ich entschloß mich die Deichstraße zu verlassen und durch die Orte an der Elbe zu fahren, eine gute Entscheidung, auch wenn man langsamer voran kommt. Gegen 16:00 Uhr erreichten wir den Fähranleger in Hoopte. Die Sonne schien immer noch, der Pinscher iwar vergnügt, mochte aber offensichtlich mal ein Stück rennen, so entschlossen wir uns nach kurzer Absprache weiter Richtung Elbbrücke in Geesthacht zu fahren. Hinter der Mündung der Ilmenau verlässt der Radweg die Straße und führt nun abseits vom Verkehrslärm am Deich entlang. Ein Rennradfahrer klingelte freundlich, als ich Joschi aus seinem Körbchen hob. Nun folgte das übliche freudig bellende Hüpfen im Kreis und los ging es. Nach 5 km machte der Pinscher auf Dampfmaschine, soll heißen man kann ihn im Spiegel kaum noch sehen, aber die stampfende Atmung noch deutlich hören. Zeit für eine Pause. Wir teilten uns einen Müsliriegel und einen Schluck aus der Wasserflasche. Zwei kleine Kinder kamen vorsichtig näher und bewunderten abwechselnd das Toxy und den Pinscher. 


Die Elbe sah wundervoll aus. Ein sattes Blau begrenzt von in der Sonne leuchtendem gelben abgestorbenen Reed am Ufer waren ein Augenschmaus. Nach 43 km gegen den Wind erreichten wir die Schleuse Geeshacht. Die Schleuse begrenzt den Gezeitenfluss 134 km oberhalb der Elbmündug. Auf der Brücke überquerten wir zunächst die Steighilfe für Fisch, dann das Wehr und schließlich die Doppelschleuse. Rechts der Elbe verließen wir nach kurzer Zeit Schleswig-Holstein und erreichten Hamburg bei Curslack. Die Fahrt war mangels Ortskenntnis und vorgefertigtem GPS-Track etwas planlos aber dennoch schön. Immerhin, die Richtung stimmte jedoch fehlte mir der, so wie ich meinte, wohlverdiente Rückenwind. Der hatte sich gelegt, wie er das gerne mal macht zur Sonnenuntergangszeit. Südlich von Bergedorf trafen wir auf den alten Marschbahndamm, auf dem vor ein paar Jahren einem sehr schönen Radweg gebaut wurde. Zu dieser Jahreszeit kann man die interessante Marschlandschaft mit ihren vielen Entwässerungsgräben noch bestaunen, in wenigen Tagen wird die sprießende Vegetation so manchen Blick nicht mehr zulassen. Während wir über den Bahndamm dahin glitten ging die Sonne unter und zwischen den kahlen Bäumen am Horizont stieg Nebel auf. Langsam wurde es kühl, auch für den Pinscher. Noch eine Runde Aufwärmtraining mit Parkhasen im Entenwerder Park und dann auf dem gleichen Weg zurück nach Hause. Ich weiß jetzt schon, was mir morgen alles weh tun wird, aber das ist ja erst morgen.






Samstag, 22. März 2014

"Wie geil ist das denn....!"



Auf unserer Sprintstrecke waren heute Pappa mit drei Zwergen auf Inline-Skates unterwegs. Nachdem der kleinste sich im Vorbeifahren etwas erschrocken auf den Hosenboden gesetzt hatte brüllte er: "Papaaaaaa! Wie geil ist das denn....!"

Donnerstag, 13. März 2014

Laufend Pinschern

Running Pinscher
"Wie können sie nur ihren Hund so hetzen, schauen sie mal, der bekommt ja kaum noch Luft, und überhaupt, der ist ja viel zu klein für so etwas....!" Die Dame mit dem Mops japste bei diesem Spruch mit ihrem Liebling um die Wette. Diskussion überflüssig dachte ich mir, o.k. vielleicht doch noch mal den Tierarzt fragen? Das Leben ende mit dem Tod, und wenn der Pinscher beim Rennen glücklich sei, dann solle er eben rennen. 

Ich weiß gar nicht mehr so recht, wie und wo das anfing, aber irgendwann kam mir der Gedanke, der Hund sei vom gemütlichen spazieren gehen überhaupt nicht ausgelastet. Da kommt der Kreislauf ja allenfalls in Wallung, wenn Nachbars Jagdhund mal wieder an die Hausecke gepinkelt hat. Also raus aus der Komfortzone (Fahrradkörbchen) und nebenher rennen! Glücklicher Weise ist der Pinscher ein anhängliches Kerlchen, das machte die Sache deutlich einfacher. Die Gefahr dass ich einfach davon radele und ihn alleine zurück lasse schien ihm real. Schon nach ganz kurzer Zeit waren wir ein eingespieltes Team. Näherten wir uns den üblichen "Aussetzpunkten" wurde er schon ganz nervös und konnte es kaum erwarten. Auch musste ich in da schon immer bremsen, einmal ausgesetzt peste er einfach los und ich hatte mühe hinterher zu kommen. Mit der Zeit wurde er jedoch ein zuverlässiger Begleiter, 2m links vor dem Vorderrad ist sein Platz wenn wir gemeinsam dahin jagen. Nun fegten wir also regelmäßig den Deich bei Kaltehofe entlang oder an anderen verkehrsarmen Stellen. Bei heißem Wetter ist ein Schluck zu trinken aus der Feldflasche und ein Leckerli natürlich obligatorisch.

In seinen besten Jahren schaffte der Pinscher zum Saisonhöhepunkt eine Höchstgeschwindigkeit von 35 Stundenkilometern und ein Tagespensum von 20+ Kilometern. Das war schon beeindruckend. Bis 12 km/h lief er im lockeren Trab, dann ging er in den Galopp über und ab ca. 26 km/m konnte man einen eleganten gestreckten Galopp beobachten. Übertrieben haben wir das nie,  Hunde können zwar lange Strecken laufen, aber allenfalls im Trab. Mittlerweile macht sich langsam das Alter bemerkbar, also schalten wir gerne mal einen Gang herunter.


Nach fünf Monaten Winterpause muss auch der Pinscher wieder langsam und mit Bedacht an das Laufen gewöhnt werden. Gestern und heute waren zwei perfekte Tage um den Einstig in einen rasenden Pinschersommer zu finden.




Sonntag, 9. März 2014

ADFC Radtour mit Pinscher



Der ADFC-Hamburg bietet regelmäßig geführte Radtouren in und um Hamburg an. Reizend daran finde ich, mir einmal nicht über das wann, wie und mit wem Gedanken machen zu müssen. Einfach zum angegebenen Startpunkt fahren und nichts weiter tun, als in der Masse mitschwimmen und in die Landschaft gucken. Schlag Mittag U-Bahnstation Saarlandstraße sollte es los gehen. Wie immer zu spät aufgestanden, halb gefrühstückt, den Trinkflaschenhalter zerdeppert (der zweite in diesem Jahr), den Pinscher überredet ("Joschi, fein Fahrradtour....oder soll ich dich so lange in die Schublade sperren?") Nun aber schnell.


Niendorfer Gehege und Flughafenumrundung stand heute auf dem Programm. Nicht, dass ich nicht schon hundert Mal dort gewesen wäre, aber das Gruppenerlebnis stand dieses Mal im Vordergrund. Zwei Dutzend Radbewaffnete waren schon vor Ort. "Bin ich hier richtig bei...." fragte ich höflich einen jungen Mann. "Wonach sieht es denn aus....?" Den Rest erklärte mir dann eine Dame mittleren Alters, die sich von rechts hinten mit den Worten "Oooooh is der niiiiiedlich....", gemeint war natürlich nicht ich, näherte und spontan in einen Redeschwall verfiel. Toll, dann braucht man nix fragen. 

Das perfekte Frühlingswetter hatte dann zum Start an die 50 Radler ins Freie gelockt. So viele hätte ich nicht erwartet, der Tourleiter wohl auch nicht. An Kreuzungen wurde es mehrfach zum Problem, die ganze Gruppe sicher hinüber zu leiten. Die eine oder andere Zwangspause ließ sich nicht vermeiden. Jedoch war die Route, entlang des Stadtparks und später zwischen Kollau und Güterumgehungsbahn ins Gehege, klug gewählt. An einem Teich Nordöstlich des Flughafens wurde eine längere Pause eingelegt und der Obolus für den ADFC eingesammelt. Auch der Pinscher, der heute, beeindruckt von diesem riesigen Rudel, dass ich aufgetrieben hatte, ausgesprochen brav und interessiert war, durfte hier mal ein wenig umher schnüffeln, bekam seine Trinkration und ein Stück Banane. Es war dann auch überhaupt nicht schwer, mit den andern Teilnehmern ins Gespräch zu komme, Pinscher und Sesselrad sind klassische Selbstgänger. 




Gegen 16:00 Uhr endete dieser unterhaltsame Sonntagsausflug am Lattenkamp. Das war sicherlich nicht meine letzte ADFC-Radtour in diesem Jahr, allerdings wäre ich auch mit einer kleineren Gruppe zufrieden gewesen. 




Samstag, 8. März 2014

Karpfenradweg



"Karpfenradweg" benennen einige Fahrradkarten einen ovalen Weg rund um die "Karpfenstadt" Reinfeld. Gut für den Tourismus ist es, hält eine Kommune ein mehr oder weniger ausgeprägtes Radwandernetz vor, so sagt man. Schnell werden ein paar Schilder ausgehangen, Bänke und Papierkörbe aufgestellt und mehr oder weniger geeignete Routen deklariert, fertig ist die neue Touristenattraktion. Weitere Recherche  verläuft im Sande und man stößt bei der Internetsuche  nur auf einen gleichnamigen Radweg in Franken. Nunja, man sollte nicht urteilen, ohne sich selbst ein Bild gemacht zu haben und so entschloss ich dem Reinfelder Krapfenweg heute einen Besuch abzustatten. Der Bahnhof Reinfeld ist der letzte Haltepunkt der Regionalexpress Zügen im Hamburger Verkehrsverbund. Ein Tagesticket im Verkehrsverbund kosten nur halb so viel, wie ein Schleswig-Holstein-Ticket, alleine diese Tatsache macht Reinfeld als Ausgangspunkt für eine Radtour sehr attraktiv. Die Attraktivität endet jedoch schon bei der Ankunft. Mittelbahnsteig ohne Aufzüge, also Fahrrad unter den Arm klemmen und schleppen. Den Pinscher, welcher beim heutigen Strahlewetter nachhaltiges Interesse an einem Ausflug bekundet hatte, störte das, gemütlich in seinem Körbchen hockend, nicht die Bohne. 



Sehenswertes in Reinfeld sieht man quasi auf einen Blick. Tatsächlich führt der Karpfenradweg an ein paar Karpfenteichen vorbei und recht bald Richtung Nordosten aus der Stadt hinaus. Auf den Bauernhöfen am Wegesrand herrscht frühlingshafte Betriebsamkeit. Ein Landwirt, der sein Erdbeerfeld mit Pestiziden beglückt, scheucht ein Rudel Dammwild auf. Verdammt, Kamera zu Hause vergessen. Dörfern folgen Höfe, Höfen folgen Dörfer. Zerfetzte Reichskriegfallge neben dem "Isis-Kebab", die Straßennamen in Sütterling und auf der getönten Heckscheibe eines Kleinwagens prangt in weißen Siegrunen "Todesstrafe für Kinderschänder" - das ist mit ein wenig zu rustikal hier. Heilshoop heißt der Ort, den ich mit einem beklemmten Gefühl zügig Richtung Süden verlasse. 




Ich streife das Stadgebiet von Lübeck und überquere das Autobahnkreuz. Die Gegend ist hügelig. Nach dem Motto bergauf fluchen, bergab juchen fahre ich gemütlich weiter und gewähre dem Pinscher ab und an ein Stück Auslauf. Noch wollen wir das nicht übertreiben, auch dem Kleinen fehlt noch Kondition. Der weitere Weg führt nun in Sichtweite der Trave, südlich von Reinfeld bis Bad Oldesloe. Eine Palette 70er Jahre Bausünden entfaltet sich eindrucksvoll, die Innenstadt ist jedoch ganz nett. Hauptattraktion: eine Wassermühle. Warum nun die Karpfenradwegplaner den Karpfenradweg einmal quer durch die Fußgängerzone von Bad Oldesloe führen, in der das Radfahren selbstverstänlich verboten ist, erschließt sich allenfalls unter dem Aspekt der Tourismusförderung, den schiebenden Radfahrer nervt so etwas gewaltig, den geneigten Fußgänger nicht weniger. Zur Strafe esse ich meinen mitgebrachten Müsliriegel und verzichte auf einen Kaffee. 

Hinter Bad Oldesloe wird es gemein. Eine Steigung zwingt mich in den kleinsten Gang. Oben, ich japse noch ein bisschen nach Frühlingsluft, begegnet mir eine zierliche Frau mit einem riesigen Dobermann-Pinscher. Sie grüßt, ich grüße, mein winziger Rehpinscher knurrt kurz aus seinem Fahrradkörbchen und die Verhältnisse sind geklärt. Der Blick auf die Uhr verrät, 23 Minuten bis zum nächsten Zug, ein Blick auf das Navi sagt, 7 km - das könnte klappen. Kurz vor Reinfeld wieder Karpfenteiche. Der, wie zu Beginn beschrieben, nicht sonderlich Radelfreundliche Bahnhof bietet beim Abschied noch eine ganz besondere Überraschung: Der Eingang liegt auf einem 5 Stufen hohen Podest, das die nach außen öffnende Eingangstür komplett überschwingt. Steht man also mit dem Fahrrad davor, so kann man die Tür nicht öffnen. Ein wirklicher Schildbürgerstreich. Gerade noch geschafft - Das Fahrradabteil ist natürlich voll. Gut gefüllt mit armen Leuten, die sich kein Fahrrad leisten können (jedenfalls haben sie keins dabei). 




Mein Resümee zum Karpfenweg: Wer auf ruhigen Nebenstraßen und meist zufrieden stellenden Radwegen eine  ereignislose Tour durch hügelige Landschaft machen und auch ab und an mal etwas in die Ferne gucken möchte, der ist hier genau am richtigen Platz. Es ist nun mal kein "Hechtradweg".




Samstag, 1. März 2014

Zollenspieker



Alljährlich am 1. März nimmt Hamburgs letzte verbliebene Elbfähre traditionell ihren Betrieb wieder auf. Vom südöstlichsten Zipfel Hamburgs, am Zollenspieker, kann man dann mit Fahrzeugen aller Art nach Hoopte in Niedersachsen übersetzen. Seit 1252 besteht an dieser Stelle eine Fährverbindung. Das Wetter war heute mäßig, eher grau denn blau und die Temperaturen hatten sich im Vergleich zu den Vortagen halbiert. Immerhin es war trocken. Schon beim morgendlichen Brötchen holen hatte der Pinscher zu verstehen gegeben, es sei ihm heute zu kalt, und er würde den Tag lieber zu Hause unter der Bettdecke verbringen. 

Eine "Zollenspiekerrunde" ist zwischen 55 und 75 km lang. Abkürzungen sind kaum möglich, schließlich muss man dem Strom zwei mal überqueren und irgendwie wieder nach Hause. Einmal losgefahren muss man da durch, entsprechend schwer fiel der Start heute Mittag. Ist man erst mal unterwegs, dann ist es jedoch ok. Dünne Handschuhe bis zur ersten Kreuzung am Krankenhaus St. Georg, dicke Handschuhe bis zum Berliner Tor, dünne Handschuhe am Billekanal, so ging das noch eine ganze weile weiter. Die schönste Strecke zum Zollenspieker führt von Moorfleet über den alten Marschbahndamm direkt zum Fähranleger und auf der Südseite der Elbe der Seeve entlang bis nach Harburg. Heute wählte ich jedoch bewusst eine andere Strecke. 

In den ausgedehnten Industriegebieten von Rothenburgsort und Billbrook herrscht am Wochenende kaum LKW-Verkehr und man kommt ganz zügig voran. Außerdem stehe ich in dem Ruf, mir auch gerne mal ein furchtbares Industriegebiet anzusehen. An der S-Bahn Station Billwerder-Moorfleet fahre ich durch die Unterführung und dann schnurgerade, entlang der Eisenbahntrasse nach Berlin, Richtung Bergedorf. Zur Linken die Justizvollzugsanstalt Billwerder. Hinter einer strammstehenden Reihe frisch geköpfter Kopfweiden Nato-Draht, dann ein Elektrozaun und dahinter eine 6 Meter hohe Betonmauer (graffitifrei). Zum Glück muss man das nicht sehen wenn man drinnen ist, dachte ich, aber was man dann wohl sieht? - Naja, wenigstens ist die Luft hier draußen ganz OK. 
An der S-Bahnstation Nettelnburg gibt eine Rotte S-Bahnstationtrinker den Radweg theatralisch und so gut es die schon eingeschränkte Motorik zulässt, für mich frei. Ich bedanke mich theatralisch. Um zwei Ecken passiere ich das, was von einem "Max Bahr" Baumarkt noch übrig geblieben ist. "Schön, dass sie da sind" steht in roten Lettern auf den ehemaligen Eingangstüren. Schön skurril denke ich, mache ein Foto und fahre weiter. 

Es geht ein Mal quer durch Bergedorf. Auf gepflasterten, auch hier viel zu engen und gerne von Fußgängern benutzten Fahrradwegen kein herausragendes Vergnügen. Hinter Bergedorf überquere ich die Bahngleise, die über Geesthacht zum Kernkraftwerk Krümmel führen und biege rechts auf den Bahndammweg, der über Neuengamme zum Zollenspieker führt, ab. Ruhe, und immer gerade aus, durchatmen und dahin gleiten. 

Nach 35 Kilometern erreiche ich den Fähranleger. Zwar kann man hier im Sommerhalbjahr auch die Elbe queren, jedoch ist die Hauptaufgabe dieser Lokation das gegenseitige begaffen motorisierter Zweiräder aller Art. Sehen und gesehen werden, oder aber hören und gehört werden. Imbissstände dies- und jenseites des Flüsses bieten die passende Stärkung dazu. Die 50.000 Euro Harley verursacht hier und da verhaltenes Raunen, man gibt sich jedoch eher kühl, wer braucht schon einen 50.000 Euro Harley und überhaupt.... Ganz anders sieht das jedoch aus, wenn jemand auf einem Liegerad, mit einem Pinscher in "Habacht-Stellung" auf dem Gepäckträger geräuschlos vorbei schießt. Da schießen dann auch die Köpfe der Lederbekleideten gleich reihenweise herum und der eine oder andere Mund bleibt erstaunt offen stehen....ja - da kann man so manchem Nietenhemd die Show stehlen. Show stehlen war heute nicht angesagt, zum einen fehlte das Liegerad, zum anderen war der Pinscher zu Hause geblieben und Motoradfahrer waren auch nur wenige unterwegs. Ich rollte auf die Fähre. "Zweifufzisch"! ...."Wie, schon wieder teurer geworden?" - "Nee!" - "Gut!" Ein Schubverband quälte sich mühsam zwischen der "Hoopter Möwe 2" und dem Südufer stromaufwärts. So etwas kann dauern.

Zollenspieker Fähre

Am Imbiss in Hoopte gab es wie immer Kaffee und Mandelhörnchen, die besten Mandelhörnchen südlich der Elbe. Zwei Altrocker drängten sich vor, aber ich hatte ja Zeit. Südlich der Elbe wählte ich den kürzesten Weg, immer dem Deich längs. Leider kann man die Elbe nicht sehen, aber mit ein wenig Wind im Rücken machten die 15 km bis zur Elbbrücke trotzdem Spaß. Auf dem schmalen Radweg neben der Autobahn überholte ich mühelos 800 Autos. Der Veloroute 10 folgend überquerte ich die Elbinsel recht zügig durch ruhige Nebenstraßen bis zur Ballinstadt. Östlich an Veddel vorbei führte mich mein Weg weiter zur Brücke über die Norderelbe. Die rechte Seite ist zur Zeit wegen Bauarbeiten gesperrt, also nahm ich die linke. Begegnen sich zwei Radfahrer, so wird es etwas eng. Ein Rastagelockter kam mir auf einer Art Bonanza-Rad entgegen. Über seinen rauchenden Joint peilte er die Richtung - knapp, aber passte. Amsinckstraße, Klosterwall - vom Hauptbahnhof schwappte mir breit eine Menschenmasse entgegen, ich kam zum stehen. Der schmale Typ mit dem zottigen roten Wickingerbart, der neben mir stand erklärte, man gebe Death-Metall in den Markthallen. Fünf Bands für 20 Ucken, das sei doch fair? Ich wartete noch eine Weil und dann waren es nur noch ein paar Meter bis zu Hause. Da wartete der Pinscher.