Sonntag, 25. Mai 2014

Seevetal und Rosengarten



Wochenende, blauer Himmel, kein Termin und niemand zu Hause, außer der Pinscher - da bleibt mir ja fast andere keine Wahl als auf das Rad zu steigen. Ein wenig schrauben musste ich noch vor dem Start. Die Klickpedale waren zu locker, das Federbein am Vorderrad zu Straff, die Bremsscheiben quietschten (mal wieder) und der Hundekorb musste auch neu befestigt werden. Eine halbe Stunde würde es wohl dauern, dann konnten wir starten. Blieb mal wieder die leidige Frage, wo hin?



Der ADFC - Hamburg bietet auf seinem Inernetportal diverse vorgefertigte Touren zum Herunterladen an. Das wollte ich schon immer einmal probieren, schließlich ist man dort ja vorm Fach. Ich entschied mich für eine Tour entlang der Seeve bis in die Nordheide und durch die Harburger Berge. Eine abwechslungsreiche Gegend, die ich noch nicht gut kenne. Vom Hauptbahnhof ist man in 13 min mit der S-Bahn in Harburg und die Bahnen fahren im 5-Minuten-Takt - Perfekt!


Am Harburger Bahnhof das GPS Gerät einschalten, auf Satellitenempfang warten und dann einfach der lilafarbenen Linie auf der Landkarte folgen, ohne sich weiter Gedanken zu machen. Das war neu für mich, die grobe Richtung bekannt, aber wo es dann tatsächlich lang geht, darum hatten sich andere gekümmert. Auch neu war die Karte auf meinem GPS-Gerät. Die niederländischen Anbieter von OpenFietsMap bieten großartige kostenlose Digitalkarten zum Radfahren. Der größte Vorteil ist, dass die Karten nicht quietsch-bunt wie bei den meisten Anbietern daher kommen, sondern dezent gehalten sind und sich der zu navigierende Track auf dem Display stets deutlich erkennen lässt. Ein weiterer Vorteil, sollte man sich mal verfahren haben, so sind die Karten im Gerät navigationsfähig - man weiß ja nie was der Tag bringt.


Die lila Linie führt mich eine ganze Weile an der Seeve entlang. Erst grenzen Kleingärten an den kleinen Fluss, später Villen. Fast alle haben kleine Stege auf das Wasser und die Gärten sind mehr, mit Farnen und Blumen, oder weniger, mit Gartenzwergen und Deutschlandflagge, schön gestaltet. Dazwischen immer wieder Entenpaare die ihre junge Familie ausführten. Bei Ashausen verließen wir die Ebene, überquerten die Bahnlinie Richtung Lüneburg und wandten uns der Nordheide zu. Kleine Dörfer, Waldstücke und Felder im Wechsel - kein Autoverkehr, ruhig dahin gleiten und genießen. Da war doch noch was? Der Pinscher, der Pinscher hatte sich extrem gemütlich in seinem Körbchen zurück gelegt, beobachtete die Landschaft und gab keine Laut von sich. Auf die Frage, ob er denn ein Stückchen laufen wolle, reagierte er auffallend verhalten. Der Hund als solches ist manchmal ein träger. Nutzte nix - ein bisschen Bewegung musste sein. Als die lila Linie ein längeres Waldstück vermuten ließ setzte ich ihn aus. Etwas wiederwillig trottete er nebenher. Unter einer dicken Buche gab es Wasser, Müslieriegel und gemeinsam in den Himmel schauen, bis zwei Reiter vorbei kamen. Das eine der Pferde mochte nicht weiter gehen. War es der Hund, das Rad oder ich? Pferde verhalten sich erfahrungsgemäß seltsam, wenn sie Liegeräder sehen. Vergangenes Jahr ist in einem Wald bei Köln eines derart erschrocken, dass es seine Reiterin einfach unsanft absetzte, möglicherweise mit dem Gedanken, ohne diesen Ballast schneller flüchten zu können.




Der Pinscher hatte null Bock - als wir wieder aufbrechen wollten sprang er bellend an mir hoch und zwickte mir ins Hosenbein. Auf pinscherisch heißt das: "setz mich jetzt bitte wieder ins Körbche, ich will nicht mehr laufen." Nun denn - ich hatte ein Einsehen. Klecken, Nenndorf, Sieversen, Sottorf - schön, ruhig, museumsreif aufgeräumt, und was noch nicht fertig ist, wird natürlich Samstags Nachmittags erledigt. Wenn der Hamburger in die Berge will, dann fährt er in die Harburger Berge. Ganz im Ernst, hier geht es steil rauf und wieder runter. Möglicherweise über hier ja auch der Hamburger Alpenverein? Die letzte Abfahrt Richtung Harburg war jedenfalls nett. Den Weg durch Wilstorf am Außenmühlenteich vorbei  war mir noch nicht geläufig.



Kurz vor 19:00 Uhr, die Sonne im Gesicht und ein Gewitter im Nacken, beschloss ich die letzten 15 Km bis zu Hause auch noch zu fahren. Die Radverkehrsführung zwischen Bahnhof und Phönix Center ist gruselig. Drei mal muss die sechsspurige Straße sinnfrei überquert werden um nur einfach ein paar Hundert Mieter geradeaus zu fahren. Frei und Autostadt Hamburg nennt sich diese Konzept. Auf der Elbinsel geriet ich in die Ausuferungen einer Musikveranstaltung und kurz vor dem Ziel schnitt die "Bunte Lange Reihe", unser jährliches Stadtteilfest, den Weg ab.  In der Einfahrt trafen mich die ersten Regentropfen und dann ging es richtig los - ich wollte ohnehin duschen, passte also. 

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