Dienstag, 29. Juli 2014

Bloß nichts aufregendes...



nichts anstrengendes und viel kosten darf es auch nicht. Zu Hause bleiben'? Kommt ja gar nicht in Frage, der Winter ist lang unf grausam genug. Der Plan: Mit einem HVV-Ticket nach Büchen, von dort 50 km stur dem Elbe-Lübeck-Kanal folgen und dann auf bekannten Pfaden quer rüber nach Bad Oldesloe und mit der Bahn zurück. Da kann eigentlich nichts schief gehen. 


nichts aufregendes

Eigentlich! Das fing gut an. In dem, vergangenen Wochen noch als pünktlich und leer beworbenen Zug Richtung Rostock herrschten indische Verhältnisse, der Pinscher schwächelte noch erschöpft von gestern, der Treidelpfad entlang des Kanals war recht steinig und der Gegenwind tat was Gegenwind zu tun pflegt. Immerhin, die Sonne schien, es war warm und wir beschlossen in den Entspannungsmodus zu wechseln. 


Kanalfähre in Siebeneichen

Kein Mensch unterwegs, kein Schiffsverkehr, nur Kanal, Treidelpfad, Pinscher und ich. Nach 20 km war die Entspannung da und wir machten kurz Rast an der Kanalfähre bei Siebeneichen. Niemand wollte die Seite wechseln, alles friedlich. Mölln, in Mölln war ich noch nie. Wir wagten uns, mit der Hoffnung auf einen dicken Eisbecher über die Kanalbrücke in die Stadt. Kein Schattenplatz in der örtlichen Eisdiele, Fahrradstellplätze gab es auch nicht, also zurück zu dem Kaffee, das mein geübtes Auge auf dem Hinweg schon gescannt hatte. Es gab Kuchen, Kuchen, Kaffee und eine Flasche Apfelschorle. Fünfdreißig sagte die großflächig tätowierte Bedienung - da merkt man, man ist nicht mehr in Hamburg. 

Treidelpfad

25 km weiter chillen, der Pinscher möchte auch gar nicht mehr laufen. Über ein paar unwesentliche Hügel nach Bad Oldesloe. Der Bahnhof hat Aufzüge, der Zug Klimaanlage und viel Platz. Geht doch, warum denn nicht gleich so?

chillen


Montag, 28. Juli 2014

Wurstbrotfreunde



7 Uhr - Wie ein Paukenschlag hallt der Donner durch die Wohnung, Regen prasselt auf das Fenster und der Pinscher drückt sich fest an mein Bein. Ich traue solchen Ansagen nicht, trenne schlaftrunken das Smartphone vom Stromnetz und betrachte die Wetter-App. Alles klar, ich hab´s mir ja gleich gedacht, das tut nichts, das will nur spielen. Als wir zwei Stunden später in die S-Bahn nach Harburg stiegen war es gruselig schwül, alles klebte am Körper, aber es hatte aufgehört zu regnen und so sollte es dann auch für den Rest des Tages bleiben. 

Wurstbrotfreunde

Der ADFC-Hamburg lud zur Ausfahrt nach Lüneburg (und Retour) ein. Neun Zweiräder und ein Vierbeiner hatten sich eingefunden. Das eine oder andere Gesicht wirkte irgendwie bekannt, der Pinscher war  bekannt. Tiere haben bei Radtouren offensichtlich einen hohen Wiedererkennungswert. Die üblichen Formalitäten, das Kleingedruckte sozusagen, der Obolus für den Verein und schon setzte sich unser Grüppchen in Bewegung. Entlang der Seeve ging es auf mir mehr und manchmal auch weniger bekannten Pfaden bis Winsen an der Luhe und von dort zum altehrwürdigen Dom zu Bardowick, einer der ältesten erhaltenen Kirchen Norddeutschlands, wo wir eine kleine Besichtigungspause einlegten. Joschi nutzte die Gelegenheit, mit betont sparsam dosierten Darbietungen kleiner Kunststückchen, neue,  begeisterte Wurstbrotfreunde zu akquirieren. Gegen Ende der Vorstellung gab man sich erstaunt wie viel Wurstbrot in solch einen kleinen Pinscher hineinpasst. 

Dom Bardowick

In Lüneburg-City hatte sich eine Gesellschaft Friedenstaubenflaggenbewaffneter junger Leute  auf einer Wiese zum Brunch nieder gelassen. Kurzer Klönschnack, ein Paar Äpfel wechselten den Besitzer und wir erfuhren wo man gut speisen konnte. Lüneburgs älteste Kneipe war eine gute Wahl. Wir saßen gemütlich im Kreis oberhalb der Ilmenau gleich am Hafen. Die Speisekarte bot alles zwischen vegan, herzhaft und Kuchen - also für jedes Gelüst was dabei. 

Lüneburg City

Der Rückweg, ein Stück weiter westlich, war bergiger und unwegsamer. Für mich mit Pinscher im Gepäck auf den kleinen Rädern des Sesselrades eine anstrengende Herausforderung. Auf unebenem Grund laufen kleine Räder einfach nicht so rund und am Berg fallen Liegeräder bauartbedingt zurück, während ich auf gerader Strecke und bergab mein gewohntes Tempo nicht ausfahren konnte. So war ich dann auch, zurück in Harburg, ziemlich erledigt. Eine Flasche Cola, ein Mars, zehn Minuten verschnaufen, dann mit der Bahn zurück? Einer unserer Begleiter meinte, man könne doch die letzten 20 km bis in die City locker rollend "auschillen" - das taten wir dann auch. 

Lüneburg Hafen

Dienstag, 22. Juli 2014

Stadt, Land, Fluss


Die Schilddrüse könne es sein, meinte der Tierarzt - die Blutwerte würden darauf hin deuten, dass das fehlendes Hormon dem Pinscher den Schwung nimmt. Er wolle jedoch noch einen weiteren Parameter testen lassen, um sicher zu sein. Schlapp war er in letzter Zeit, etwas lustlos und traurig sah er meist aus. Dem wollten wir mal auf den Grund gehen. Möglicherweise wird er ja bald wieder zur Hochform auflaufen?


Pinscher mit großem Durst


Derweil sei frische Luft und Sonnenschein die beste Therapie befand ich, auch wenn es heute etwas heiß war. Der Regionalexpress nach Büchen war leer und die Klimaanlage funktionierte tadellos. Eigntlich hätte man gar nicht aussteigen mögen und die Landschaft weiter vorbei ziehen lassen. Der Schaffner kontrollierte einen jungen Mann mit Ohrstöpseln groß wie Kaffeetassen. Nein, der Fahrschein sei hier nicht gültig. Der Kartineur ließ ihn an der nächsten Haltestelle ungeschoren entweichen - wohl zu heiß für intensive Strafverfolgung.


Elbe-Lübeck-Kanal


Nur ein paar Meter sind es vom Bahnhof zum Elbe-Lübeck-Kanal. Wirtschaftlich derweil unbedeutend, jedoch fast malerisch, durch seine natürliche Vegetation in der Uferzone, in die norddeutsche Landschaft eingebettet. Gemächlich gehts zu und der Pinscher trabte lässig neben mir auf dem Uferweg. Leider streckte er auch heute recht früh die Segel und ich musste ihn wieder in den Fahrradkorb nehmen.


Palmschleuse


An der Palmschleuse bei Lauenburg rasteten wir im Schatten. Wenig spektakulär aussehend ist sie jedoch eines der wenigen Relikte des Stecknitzkanals, dem weltweit ersten Kanal, der eine Wasserscheide überwand. Man darf ihn getrost, ein technisches Meisterwerk der damaligen Zeit nenne. 5 Wochen dauerte im ausgehenden 14. Jahrhunder die Fahrt mit einem Salzkahn von Lüneburg nach Lübeck. Dennoch war der Transport auf dem neuen Wasserweg lohnend, denn die Prahmen, die Stecknitzkähne fassten ein Vielfaches einer Wagenladung und der Landweg auf der Salzstraße war nicht minder beschwerlich. Fast 500 Jahre wurde dieser Kanal benutzt, eher er vom Elbe-Lübeck-Kanal abgelöst wurde. 

Der weitere Weg ins mecklenburgische Boizenburg war in mehrfacher Hinsicht unattraktiv. Entlang der viel befahrenen B5, steil bergauf in schattenloser Mittagshitze radeln macht keinen Spaß. Am Hafen genehmigen wir uns ein Eis. Der Pinscher bekam Waffel mit Sahne und ich machte mich über das Kühle her. Die Stadt war tot,  restauriert und ausgestorben wie viele kleine Städte hier. Der Hafen liegt nichts nutz, Kräne die viele Tonnen zu heben vermögen, hatten nichts zu heben. Wir fuhren weiter auf dem Deich zwischen Sude und Elbe. Keine Menschenseele, der heiße Gegenwind trug uns den scheren Geruch von Sommerblumen und Gülle entgegen. An einem alten DDR-Wachturm machten wir kurz halt. Fledermäuse, Falken und Eulen sollten hier wohnen, so hat er doch noch eine gute Verwendung gefunden, dachte ich bei mir. Wir fuhren weiter und trieben dabei einen Schwarm Spatzen vor uns her.


Elbfähre Bleckede


Die kleine Fähre in Bleckede wird von einer Kapitänin sicher über den Strom gesteuert. In Personalunion ist sie auch Fahrkartenverkäuferin und Matrosin - bemerkenswert. Das letzte Highlight der heutigen Tour lag in Scharnebeck. Gestärkt mit Kaffee und Franzbrötchen beobachtete ich einige Male wie große Binnenschiffe quasi samt dem Kanal 38m den Geesthang hinauf oder herunder gehoben wurde und dann ihre Fahrt auf dem Elbe-Seiten-Kanal fortsetzten. 5.800 Tonnen Wasser und Schiff bewegt das Hebewerk bei jeder Fahrt, immer wieder ein spannendes Schauspiel und der Blick von der Besucherplattform über die Landschaft war grandios.


Schiffshebewerk Scharnebeck


Ab Lüneburg fährt der Metronom im Halbstundentakt nach Hamburg. Der nächste fuhr in 28 Minuten - 28 Minuten geschenkte Zeit, ich zog mir einen Kaffee am Automaten, setzte mich, streichelte den Pinscher und blinzelte in die Abendsonne. 

Sonntag, 20. Juli 2014

Rund Hamburg Marathon - halbe Sachen



13 Minuten vor dem Wecker klingelte der interne Wecker. Etwas aufgeregt, fröstelnd. Ich lag neben der Bettdecke am offenen Fenster. Der Pinscher thronte breit grinsend, schlafend auf der Decke. Mit einem Ruck stellte ich meine Vorstellungen der Herrschaftsverhältnisse kurz klar, das Grinsen verschwand. Kaffee brachte niemand, selbst ist der Mann. 

Nachdem ich mir vor 6 Wochen bewiesen hatte, dass ich fahrradmarathontauglich bin, hatte ich mir für heute vorgenommen, dies auch einmal öffentlich aus zu probieren. Bei angesagten 34°C jedoch mit zwei Einschränkungen. Der Pinscher bleibt, aus gesundheitlichen Gründen zu Hause und ich fahre, ebenfalls unter Anbetracht der potentiellen Risiken auzudörren, heute nur die "halb" - sprich 120 km plus an und Abfahrt. 

Aus dem Bett, den Kaffeknopf gedrückt, zähneputzend, sonnencremeverschwendend deodorieren. Es würde versagen, das Deo, soviel war klar. Noch mal Lichtschutzfaktor 50, Schluck Kaffee, Pinscher pipi - Zähne hatte ich schon. Kunstaugen rein, Strampelhose, dicke Socken, heute das weiße Radtrickot, wird ja heiß - Schluck Kaffee, dieser Pinscher schaut mich so komisch an, achja, er könnte hungrig sein. Helm, Brille, Müsliriegel, Geld, Smartphone, GPS, Wasservorrat, Lichtschutzfaktor 50, der kleine Glücksbringer am Lenker und raus, hinaus zum Startplatz auf den Alterdorfer Markt.




Das eine oder andere bekannte Gesicht war schon dort. Anmelden? Drinnen, und 10,00€ Startgeld nahm man mir auch freudig ab - dafür gab es dann einen Futtergutschein für die Döner Bude gegenüber, die gute Organisation und Pausenverpflegung unterwegs. Kurze Ansprache vom ausrichtenden Verein an die versammelte bunte Gemeinschaft - dies sei kein Rennen, jeder habe sich an die Regeln des öffentlichen Straßenverkehrs zu halten und des weiteren wünsche man viel Spaß. Na das war ja kurz und schmerzlos.




Zusammen mit drei anderen Liegeradfahrern bewegten wir uns, immer wieder von flinken Rennern überholt, Richtung Nordosten aus der Stadt hinaus. Wellingsbüttel, Volksdorf, dann südlich von Ahrensburg aufs platte schleswigholsteinische Land. Bei einer Trittfrequenz von 100 surrt die Kette Leise und gehorcht schon einem Fingertipp auf ihrem Weg die Ritzet hinauf oder herunter. Man gerät in eine Art Trance, schwebt dahin. In der Gruppe gibt man aufeinander Acht. Vor Unwegsamkeiten, Hindernissen und Gegenverkehr wird mit Zeichen gewarnt. An Kreuzungen teilt man den Begleitern mit, ob abgebremst werden muss, oder ob man ungebremst passieren kann und dank vorher herunter geladenem GPS-Track gab es nur selten Unstimmigkeiten über den weiteren Streckenverlauf.

Im Sachsenwald wurde das Gelände hügelig, zum Glück war es auch schattig und noch kühl dort. Wir entschlossen uns zu einer Pause. Eine größere Gruppe Rennradfahrer zog vorbei als wir auf einem Parkplatz zu Müsliriegeln und zur Wasserflasche griffen. Etwas fachsimpeln, Erfahrung austauschen - ich hatte nichts zu tauschen, aber es gefiel trotzdem. Auf der Schussfahrt den Geesthang der Elbe hinab ging es richtig zur Sache. 60 Stundenkilometer zeigte die virtuelle Tachonadel, auf dem tiefen stabilen Liegerad ein großartiges Gefühl, auf einem anderen Rad würde ich mich das kaum trauen.  Auf der Schleuse in Geesthacht zeigte mein Thermometer zum ersten mal 30° an, ein paar Kilometer weiter, an der Neetze bei Oleshausen schon 40° und mehr. Sicherlich hatten wir heute einen der heißesten Tage im Jahr erwischt. Mein linkes Knie begann zu schmerzen, mein linkes Knie schmerzt nie. Falsch eingestellte Klickpedale mutmaßte ein Mitfahrer. Oh diese Klickpedale: im Winter übertragen sie die Kälte auf die Fußsohlen - in diesem Moment brutzelte die Hitze der Straße meine Füße weg. Noch 20 km bis zum Kontrollpunkt und ich würde die Schuhe kurz ausziehen können.




Es gab Berge von belegten Brötchen, frisches Obst, kühle Getränke - soweit man dies auf den Fotos sehen konnte. Als wir dort ankamen gab es noch Wasser und drei Müsliriegel. Im Kleingedruckten stand wie immer irgendwo "so lange der Vorrat reicht". Spätestens als der Bewirtungspavillon abgebaut wurde war mir klar, wir mussen wohl die letzten sein. Dies trübe die Stimmung jedoch keinesfalls. 20 Minuten später nahmen wir unsere Fahrt wieder auf und begaben uns auf die letzten 35 Kilometer bis zum Ziel.




Entlang der Seeve nach Harburg, dann über die Süderelbe nach Wilhelmsburg und.... im Hafen, kurz vor dem alten Elbtunnel ereilte uns der Plattfußteufel. Bis hierher gemeinsam gefahren wurde auch dieses Problem unbürokratisch gemeinsam gelöst. Die Abkühlung, die der Elbtunnel bot, verpuffte sogleich auf dem Weg hinauf zum Kiez. Durch Rotherbaum, Harvestehude und Winterhude ging es wieder hinaus zum Startpunkt nach Alsterdorf. Niemand da? Kein Pokal, kein Urkunde, keine Kapelle. Am Döner Imbiss saßen noch einige wenige Rennradfahrer. Eistee und ein Mars war mein Begier - 5 cent musste ich noch auf meinen Gutschein drauf zahlen. Ich setzte mich und staunte ein wenig vor mich hin. So viele leistungsfähige Radfahrer gibt es?! Da fuhr niemand mit, der das einfach mal ausprobiert, die konnten das alle. "Hey war wieder schön, wir sehen uns nächste Woche in...." Hey - ich fand es auch schön, ich hab es auch geschafft und das auf einem Reiserad und nicht auf einem Rennrad, und ja, ich bin dann auch bald mal wieder dabei, vor allem dann, wenn ich so tolle Begleiter habe.

Samstag, 5. Juli 2014

Der Pinscher

Pinscher

"Pinscher und Schnauzer sind Hunderassen, die sich im Wesentlichen durch Größe und Felltyp unterscheiden. Sie zählen zu den Haushunden. Der größte Pinscher ist der Dobermann, der kleinste der Affenpinscher.


Nach einer Theorie soll der Pinscher Anfang des 19. Jahrhunderts von England aus auf dem Kontinent eingeführt worden sein. H. G. Reichenbach berichtet 1836 von dem „glatten Pinscher“, der als „nette Hunderasse“ in Deutschland den Mops verdränge. Nach dem österreichischen Kynologen Emil Hauck war er, in der Vergangenheit unbeachtet, über ganz Mitteleuropa verbreitet, besonders in Süddeutschland und Österreich.

Der Name Pinscher gehört zum englischen Verb to pinch (kneipen, zwicken). Das englische Substantiv pincher (Kneiper, Quäler, Geizhals) bezeichnet keine Hunderasse, ist jedoch als Eigenname für Hunde belegt. Die heute in das Englische und andere Sprachen übernommene Bezeichnung pinscher geht auf das deutsche Wort zurück."

DER Pinscher

heißt Joschi. Er ist gebürtiger Tscheche, eher von der schmächtigen Sorte,hatte ein schwere Kindheit und migrierte schon im Kindesalter nach Deutschland. Es folgte eine verkorkste Jugendzeit. Im noch zarten Alter von knapp einem Jahr zog er dann in unser Heim. Um die Versäumnisse der Jugend zu kompensieren, waren uns die kompetentesten Tiertrainer der Republik nicht zu teuer und kein Weg zu weit. Die Erfolge waren mäßig. "Süß und lieb is er, ich weiß gar nicht was sie wollen", sprach die Koryphäe. Das Biest war wenig beeindruckt. Das Hosenbein des Briefträgers, die Nylonstrümpfe der Nachbarin, die Gurgel eines dahergelaufenen Goldisch Retriever, die Liste wäre lang. Da wo er ist, ist seins, und seins gilt es zu verteidigen. Er tut halt seine Pflicht. Schnipp Schnapp Eier ab, das war auch nur bedingt hilfreich.

So! Wir wollen das possierliche Tierchen eigentlich gar nicht schlecht machen. Er hat ja auch seine guten Seiten. Z.B. frisst er nur so viel, wie man ihm gibt und schläft gut und gerne an die 20 Stunden pro Tag. Er ist ein global Player, ein Hund von Welt. 22 Länder hat er schon bereist. Charmant wie er sich meist gibt, gab es noch nie ein Problem - außer damals in Griechenland, das lag aber an den Griechen. Auch als Begleithund tut er also seine Pflicht par excellence. Gerne räkelt er sich in der Lederausstaffierung einer Oberklasse Limousine , schläft tief und fest unter dem Sitz in einer Boing, steigt, wenn es unbedingt sein muss, in und auf Boote, trottet mit seinen kleinen Beinchen bis zu 20km treu hinter mir her und er liebt das Radfahren. 


Womit wir beim eigentlichen Thema sind. Das Radfahren. Das Radfahren in und um Hamburg. Das Radfahren woanders. Das Radfahren im Sitzen, im Liegen und im Tiefliegen. Kleine und Große Räder, wahlweise zwei oder drei Stück, und, ja natürlich, schließlich ist er ja nicht nur der Aufhänger, das Radfahren mit Pinscher.

Freitag, 4. Juli 2014

Copilot


"Aaah, mit Copilot!" gluckste die dicke Frau, als ich Lübeck gen Norden verließ, während sie einen noch dickeren Korgie ungelenk mit einem Bein in den Hauseingang zurück zu drängen versuchte. Sie meinte natürlich den Navigator, den Pinscher, der mir im Nacken in seinem Körbchen sitzend, ebenfalls gierte, einen schönen Nachmittag an der Ostsee zu verbringen. 

Copilot
Vorbei an reifen Getreidefeldern schlängelten wir uns auf verkehrsarmen Nebenstraßen von Ort zu Ort. Die Landschaft ist hügelig und die Dorfkneipen heißen hier wahlweise Kupferpfanne, Kupferkanne oder Kupferkrug. Das Thermometer am Cockpit zeigte heute beständig 36-38 Grad Celsius an. Viel zu warm - vom Pinscher drang leises hecheln nach vorne. Verlässlich jedoch die Unterstützung am Berg - immer wenn ich zu versagen drohe, gibt es einen zärtlichen Kuss in den Nacken. 

Ansporn
An der Vogelflug-Linie Richtung Fehmarn ist der Bahnübergang manngesichert weil die Signalanlage defekt ist. Das war auch schon letztes Jahr so, und im Jahr davor auch, und im Jahr davor.... Immer wenn ein Zug kommt wird eine orange Girlande über den nicht befahrenen Feldweg gespannt. Ist der Zug vorbei, wird die Girlande wieder abgehangen, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Mit dem Job könnte ich mich fast anfreunden, wenn ich mal in Rente bin, aber das dauert ja noch 20 Jahre. 

Vogelfluglinie


Haffkrug, Ostsee, Strandpromenadenmonotonie! Wir beschließen Kaffee und Kuchen. Der Kellnerin ist leider nicht zu entlocken ob sie den gebackenen Käse oder den Käsesahne bevorzugt. Ich entscheide mich für ersteren und der Pinscher ist, nachdem er den örtlichen Trinknapf aufgesucht hatte, zufrieden mit meiner Wahl.  Timmendorfer Strand - mir scheint, hier treibt sich rum, was Westerland aussortiert hat. Die Grabbelkiste der (fast)schönen und (fast)reichen. Man zeigt sich gerne. Der Pinscher spielt mit und erntet fröhliches Lächeln in rauen Mengen. 

Den sonst obligatorischen Fischbrötchenstopp in Niendorf lassen wir heute aus. Stattdessen lümmeln wir uns auf der frisch eingeweihten neuen Seebrücke herum bis kleine Strandfliegen uns zu sehr ärgern. 

Seebrücke Niendorf

Danach der Klassiker fürs Radwanderherz - das Brodtener Ufer. Weiße Segel am Horizont, tiefblaues Wasser und goldenes Korn, dazu eine smooth breeze vom Meer und die Räder rollen flink über den Schotter. Die Zeit könnte stehen bleiben, der Moment wäre Lebensinn genug. 

Brodtener Ufer


Während der obligatorischen Niederegger Marzipantorte und dem zugehörigen Milchkaffee bugsieren zwei der riesigen Skandinavienfähren vorüber in die Trave hinein. Ob ich denn nicht Fußball sehe, fragt der Kellner. "Nein, Fähren!" - "Bitte?" - "Ich schaue den Fähren zu!" Ja und ob ich denn nicht wissen wolle wie es stehe? "Nein!" - "Nein?" - "Nein!" Ich zahle und der Pinscher leckt den letzten Rest Sahne von meinem Zeigefinger. 

Richtung Lübeck an der Trave begegnet mir ein junger Mann in einem Velomobiel. Er käme aus Hamburg und führe zur Fähre nach Malmö. "Die ist gerade angekommen" sagte ich und wünschte ihm einen schönen Urlaub.





Donnerstag, 3. Juli 2014

Der Pinscher ist wieder da

viel zu heiß - ich hab fertig

Zehn Tage Frankreich haben uns gut getan. Das Wetter war nicht immer vorbildlich, mal brannte sie Sonne bei 35° vom Himmel, mal pustete der Wind uns die Wurst vom Brot, mal regnete es, mal gewitterte es, und kühler Nebel verabschiedete uns, aber sowohl Hund als auch Mensch sind bekannter Weise sehr anpassungsfähig. 

unsere Hütte
So machte der Pinscher durchweg eine gute Figur. Sei es beim Bewachen der Hütte, beim Essen fassen, 

angerichtet

beim Liegen auf diversen Schößen,

schößeln


aber durchaus auch bei ambitionierter Aktivität. Bei Gluthitze bezwangen wir die karge Garigue auf einer Wanderung zum Flüsschen Berre. Mutig schwimmend durchquerten wir den Étang de l´Ayrolle, und kämpften uns durch den Sandturm am Strand von Port-la-Nouvelle.

mutig im Étang

Port la Nouvelle

Im offenen Wagen einer Schmalspurbahn fuhren wir bei Platzregen hinauf in die Pyrenäen, wir erkundeten die Wüstung Perillos und die Höhle "La Caune", in der wir vor fast 10 Jahren einen Schatz vergraben hatten.

Perillos

Geocache "La Caune"

Wir beobachteten das pausenlose Schleusen am Canal du Midi, schlurften durch die Gassen von Lagrasse auf der Suche nach Kuchen

am Canal du Midi

und auf einem der Zahlreichen Sonntagsnachmittagsflohmärkten entdeckte der Pinscher ein gut erhaltenes Küchenkörbchen, das in der kommenden Woche freihaus angeliefert wird.

Eroberung auf dem Flohmarkt

Der Gipfel der Heldentaten war jedoch die Bezwingung der Klippen am Cap Leucate, die bei den zweibeinigen Abenteurern mit einer fatamorganahaften Vorstellung einer 2 Liter Flasche eisgekühlter Coca-Cola mit Zitronenscheiben und beim Pinscher mit einem glorreichen Ritt im Rucksack endete.

Cap Leucate


glorreicher Rucksackritt

Fazit: Frankreich rockt - bei jedem Wetter.