Sonntag, 31. August 2014

Funchal

you are in funchal


Funchal kommt von Fenchel, ganz einfach, wenn man es weiß. Fenchel wächst auch auf Madeira, aber man sagt, es gebe weltweit kein Pflanze die nicht auf Madeira gedeihen würde. Funchal, die Inselhauptstadt, war unser Ziel für die nächsten drei Tage. Bevor wir unser Appartement weit draußen im Paradies beziehen würden, wollten wir uns noch ein Bild vom urbanen Inseltreiben machen.

Urlaubsbekanntschaft


Um halb drei war unsere Nacht zu Ende. Taxi, Fuhlsbüttel, Warteschlange, vollbesetzter Airbus. Das Einchecken des Pinschers verlief reibungslos, geimpft, entwurmt mit den nötigen Reisedokumenten versehen und auf Fluggewicht heruntergehungert durften wir einsteigen. Etwas mehr als vier Stunden dauerte der Flug. Die abschließende Landung auf Madeira ist gewöhnungsbedürftig. Direkt aus einer eng geflogenen Kurve heraus setzt der Riesenvogel auf die eigentlich viel zu kurze Landebahn auf und bremst beherzt ab. Diesen Anflug traut man nur besonders geschulten Piloten zu. Joschi schüttelte sich und gähnte, als er sich aus der Tasche schälte, die die ganze Zeit unter dem Sitz gestanden hatte. 

Santa Maria


Erst mal tief Luft holen, wow - warm, nicht heiß, leichter Wind, tolle Luft, man hat gleich das Gefühl hier ließe es sich wohl aushalten. Unser gebuchter japanischer Kleinwagen war ein VW Polo. Die schon vorhandenen lange Mängelliste wurde nach unserer genauen Inspektion noch einmal deutlich verlängert. 95 Octan rief der Vermieter noch hinterher als wir Richtung Funchal starteten. Der Pinscher hechelte, die Klimaanlage röhrte, das war auch das Einzige was sie machte. Das Navigationsprogramm auf dem Handy war damit ausgelastet, zu vermelden den Empfang verloren und bald darauf wieder gefunden zu haben. Madeiras "Inselautobahn" ist eine imposante Aneinanderreihung von Brücken und Tunneln. Der Verkehr war entspannt, überhaupt, die ganze Insel scheint entspannt. Der Eingeborene Madeirer erscheint zu weilen so entspannt und unaufdringlich, dass es uns Norddeutschen schon fast wieder Stress macht. 

Rennradfahren auf der Mole


Unser Hotel war  schnell gefunden. In einer Fußgängerzone in der Altstadt gelegen bot man keinerlei Abstellmöglichkeiten für Autos an. Das wieder loswerden des eben erst übernommenen Kleinwagens wurde dann auch zu einer zeitraubenden und teuren Angelegenheit, was meine allgemeine Haltung zu motorisiertem Individualverkehr zwar bestätigt, aber......

Strandpromendade Funchal


Das Zimmer sei leidere noch nicht bezugsfertig, wir mögen uns noch eine halbe Stunde gedulden. Knapp drei Stunden später hätte man, wenn man dabei gewesen wäre, mich dabei beobachten können, wie ich den schon ausgehändigten Zimmerschlüssel auf den Empfangstresen donnerte und dabei zusammenhanglos rheinische Flüche ausstieß. Sogar dem Pinscher wurde mulmig. Wir bekamen ein anderes Zimmer, größer, schöner, mit Einbauküche und ruhiger. Nach genussvoller Siesta und zwei kräftigen portugiesischen Kaffees breschlossen wir die Stadt von erst einmal von außen anzusehen. Unser Abendspaziergang führte auf die Hafenmole. Im Becken dümpelte eine "Santa Maia", offenbar ein originalgetreuer Nachbau des Schiffes von Columbus. An den Betonwänden haben sich Atlantiküberquerer aller Herren Länder verewigt und wir sahen Radfahrer, viele Rennradfahrer. Uns wurde klar, dass die Mole und die Strandpromenade möglicherweise der einzige Ort auf dieser Insel ist, wo man in der Ebene Rad fahren kann. Der Tag klang würdevoll mit Schinken auf Melone, Degenfisch an Banane und Fleischspießchen aus. 

Markt


Ruhig war die Nacht. Das Frühstück mit starkem Kaffee, Labberbrot und versalzener Wurst ließen wir über uns ergehen. Unbedingt sollten wir noch Wurst für den Pinscher mitnehmen, meinte die freundliche Küchenfrau, der Pinscher pflichtete ihr bei. Stadterkundung stand auf dem Programm. Erster Anlaufpunkt waren die Markthallen. Unglaublich, ganze Tunfische, fünf Zentner schwer, frische Bananen, Mangos, Papayas und ich durfte sechs verschiedene Sorten der Passionsfrucht kosten. Ein Schaufenster dessen, was uns in den nächsten drei Wochen erwarten würde. Mit der Seilbahn fuhren wir in den auf 600m Höhe gelegenen Vorort Monte. Rückwärtig den Blick auf den Atlantik und die Stadt und am Hang gab es Villen mit Gärten, Bananen und Zuckerrohrplantagen zu sehen. Die zwanzig minütige Auffahrt verging im wahrsten Sinne des Wortes im Flug. Zum Eintrittspreis von 10 Euro ließ sich ein botanischer Garten besichtigen. Ein Blick über den Zaun offerierte jedoch keinen Unterschied zur üppigen Vegetation rundum, so sparten wir uns das Geld und ließen uns vor einer weiß getünchten Kirche zum Picknick nieder. 

Vielfalt

Navigatorposition


Schlitten fahren wollte wir hinab ins Tal. In Funchal geht das auch ohne Schnee. Früher waren die Korbschlitten Transportmittel für Obst und Gemüse von den Bergen hinab in die Stadt, heute sind sich nur noch Touristenattraktion. Auf den Straßen mit 30% und mehr Gefälle, rutschen die Schlitten mit Holzkuven auf glattem Pflaster und Asphalt, gesteuert von je zwei traditionell gekleideten Schlittenführern sicher und schnell hinunter. Mit dem Schlitten vor uns hatten die beiden Herren jedoch ihre liebe not. Auf dem großzügigen Sitz wurde die dicke Frau, von ihrem noch dickeren Mann fast zerquetscht, wenn es in eine Kurve ging und mit Abbremsmanövern, man muss sich vorstellen, das Ganze findet im fließenden Straßenverkehr statt, hatten die Beiden ihre liebe Not. Wir tuckelten hinterher, der Pinscher aufmerksam in Navigatorposition vorne zwischen den Fußen. Kurze Pause, Abendrunde durch die City mit Pinscherbad im Stadtbrunne. Auch heute war das essen vorzüglich. Gegrillte Muscheln, Tunfisch und Lamm gab es, während wir Pläne für die nächsten Tage schmiedeten.

Schlittenfahren

Bremsmanöver







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