Montag, 11. August 2014

Luhe - Wenn die Heide blüht



"Kleine Flüsse" heißt ein Artikel in der aktuellen Mitgliederzeitschrift des ADFC. Neben ein paar Bächen in Süddeutschland wird auch die Luhe kurz vorgestellt, ein kleiner Fluss, der bei Bispingen in der Lüneburger Heide entspringt und hinter der Kreisstadt Winsen in die Ilmenau mündet, welche gleich darauf in die Elbe fließt. Weitere Informationen holte ich mir im Portal des ortsansäßigen Fremdenverkehrsvereins. Eine wundervolle 2-3 Tage-Radtour sei dieser neue Luhe-Radweg. Ich sann kurz nach, hing vorne 10 km und hinten 30 km dran und befand es sei eine tolle Halbtagestour. Möglicherweise haben der Fremdenverkehrsverein und ich ganz unterschiedliche Interessenlagen, dünkte es mir. Wechselschönes aber trockenes Wetter war angesagt, mit Sturm aus Südwest. Der Perfekte Tag für eine Fahrradtour, Richtung Nordost befand ich, sicher würde auch schon die Heide blühen. 

Fahrradweg unbefahrbar

Der Metronom brachte den Pinscher, das Fahrrad und mich nach Buchholz in der Nordheide. Dort bestiegen wir den Heidesprinter Richtung Hannover. Schon im Wagen war eine Gruppe junger Mädchen (Abi 2016), die albern und vor allen Dingen lautstark sowohl jede Station auf der Strecke als auch ihr abwechselnden Toilettengänge kommentierten. Schade, ich hätte gerne die Landschaft genossen, aber das heutige Unterhaltungsprogramm war anderer Art.

Sandwege in der Heide


Da war doch was? - Als ich das Städtchen Soltau verlassen hatte, fiel es mir plötzlich wieder ein. Nein, die Lüneburger Heide ist nicht, wie man vielleicht glauben mag, ein traumhaftes Fahrradrevier. Zwar landschaftlich reizvoll, jedoch hat man mit Straßen und Wegen seine Not. Schon vor Jahren hatte ich mich, mit viel Reisegepäck beladen, in der Heide gnadenlos festgefahren. Gerne sind Landstraßen über viele Kilometer kopfsteingepflastert und die Waldwege sind üblicherweise sandig. Mit viel Gepäck und/oder mit kleinen Laufrädern ein no-go. Auch dieses Mal strandete ich im Sand. Es war mehrfach schieben angesagt, obwohl ich ausschließlich offizielle Radwege benutzte. Der kurze Weg zur Luhequelle war nicht befahrbar. Hübsch war es dort, der Wermutstropfen - die Quelle lag gleich neben der Sechsspurigen A7 und es herrschte ein unglaubliches Verkehrsgetöse. 

Luhequelle an der A7 bei Bispingen

Die Heide blühte tatsächlich schon. Dem Pinscher gefiel eine kurze Rast in der Natur und er nutzte die Gelegenheit, die Heidepflanzen auf ihre Eßbarkeit hin zu untersuchen. Ein Eis, das wäre es jetzt! Gerade gedacht, schon tat sich eine entsprechende Gelegenheit auf. An zentralem Platz inmitten der kleinen Heidestadt Bispingen befand sich ein Italienisches Eisrestaurant. Ich ließ mich in der Sonne nieder, bestellte einen Mokkabecher und einen Cappuccino, schloss genüsslich die Augen und.... wurde mit der schattigen Realität konfrontiert, dass sich gerade ein 40 Tonnen Tanklastwagen vor mir aufgebaut hatte. Ein Mann mit Gummistiefeln schleppte den Tankrüssel zum Füllstutzen rechts neben mir an der Hauswand und die Pumpe im Lastwagen röhrte los. Es begann dezent nach Heizöl zu riechen als mir der Mokkabecher gebracht wurde. Gleichzeitig waren wir fertig, ich mit meinem Eisbecher und meinem Cappuccino, der Tankmann mit dem Öl auffüllen - welch ein Timing. 

die Heide blüht

Mit starkem Rückenwind kamen wir jetzt gut voran. Auch die Wege wurden besser. Gute 20 Kilometer weiter, in Salzhausen war die nächste Pause angedacht. Am Ortsrand gab es eine Backstube und viele freie, unverbaubare Außenplätze in der Sonne. Ich ging hinein zu ordern. In der engeren Auswahl waren Mohnschnitte und Pflaumenkuchen. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Feldversuches orderte ich beides. Der Versuch verlief ausgesprochen zufriedenstellend. Dem Pinscher wurde ein Trinknapf gebracht, in dem er auch ein Vollbad hätte nehmen können, aber er ist ja bekanntlich Wasserscheu. 

so schmeckt die Heide

Die Luhe, an die wir immer mal wieder gelangten, war mittlerweile zu einem kleinen Fluss angeschwollen. Kanufahrer waren in schneller Fahrt darauf unterwegs. Wir passierten Herrenhäuser, Forellenzuchtanlagen, viel Wald und Felder. Hinter einem Mähdrescher stolzierten zwei Störche und suchten auf der frisch abgeernteten Fläche nach Beute. Ein Schwarm Schwalben stürzte sich mutig immer wieder in die von der Maschine ausgeblasene Spreu, offensichtlich ebenfalls auf Nahrrunggssuche. 

Mähdrescher bei der Arbeit

Die Kreisstadt Winsen ließen wir rechts liegen. Der Weg führte auf den letzten Kilometern auf einem stattlichen Deich entlang des Teiles der Luhe, der einst schiffbar war.  Heiße Sonnenstrahlen auf der Haut, kühler Wind im Nacken - der Kampf des Sommers mit dem Herbst hat zweifellos begonnen und der Gewinner steht schon fest. Das macht jedes Jahr ein bisschen traurig und vielleicht auch Jahr für Jahr ein wenig trauriger. 

Luhe im Unerlauf
Der stramme Wind hatte viel Wasser aus der Deutschen Bucht durch die Elbe bis hinein in die Ilmenau und die Luhe gedrückt. Man mag es gar nicht glauben, dass hier, 130 km von der Nordsee entfernt, die Gezeiten und der Wind solch eine große Bedeutung haben. Beim Fähranleger in Hoopte musste man fast zur Fähre hinauf fahren. In dieser Stelle hatte ich das Wasser noch nie so hoch erlebt. Beim Anleger auf der Hamburger Elbseite am Zollenspieker wurde dann das ganze Ausmaß der Überflutung klar. Stoisch verkaufte die Fischbrötchenfrau weiter Fischbrötchen, obwohl man die Fischbude nur noch barfuß durch die Elbe erreichen konnte und ein Stück flussabwärts liefen achtlos geparkte Autos mit Wasser voll. 

ganz frische Fischbrötchen

Sturmflut

So ist das hier bei und im Norden. 














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