Mittwoch, 3. September 2014

Levada da Ribeira da Janela


Levadas heißen die Lebensadern der  Madeiras, offene Gräben die teils abenteuerlich an den steilen Hängen entlang das kostbare Wasser zu den Plantage transportieren und gleichzeitig aus der Insel einen immergrünen Juwel machen. Entlang dieser Kanäle lässt es sich, vorausgesetzt man ist schwindelfrei und neigt tief unter der Erde nicht zu Beklemmungen, wundervoll, ohne Höhenmeter überwinden zu müssen wandern.


25 Quellen, ein Wasserfall unter dem man Baden könne und ähnliche Versprechungen machte der Reiseführer zu der von uns ausgewählten ersten Wanderung entlang einer Levada. Die Realität sah leider so aus, dass wir auf dem Parkplatz auf der Hochebene die Hand vor Augen nicht sahen. Wir befanden uns in einer dichten Wolke, kühl, nass, undurchdringlich, Änderung nicht in Aussicht. Einen Wetterbericht gibt es offenbar nur für das Gesamtkunstwerk Madeira, und der ist immer gut, von regionalen Abweichungen abgesehen. So standen wir also im Regen und beschlossen einfach in Richtung Nordwesten der Insel zu fahren, um dort unser Glück zu versuchen. Bei Porto Moniz startet der Wanderweg weit oberhalb des Janela Flusses, die Vorzeigelevada, so der Reiseführer. 


Der noch breite Weg folgt dem Wasserlauf am Hang entlang. Nach ein paar Biegungen mit großartigem Blick auf die Mündung des Janela in den Atlantik verschwinden wir in einem Eukalyptuswald. Am Wasserlauf blühen Hortensien und es rankten Bananenpassionsblumen mit fast reifen Früchten in den Bäumen. Das Tal wurde schnell enger, der Weg schmaler und die Schlucht tiefer. Ich beschloss mir beide Hände frei zu halten und den Hund nicht an die Leine zu nehmen. Der Pinscher hätte wohl genügend Selbsterhaltungstrieb und Wandererfahrung, sich nicht irgendwo hinab zu stürzen. Zwar war der Abgrund immer durch ein dünnes Drahtseil gesichert, aber mulmig wurde uns jetzt doch mehr und mehr. 


An den fechten Wänden wuchsen Farne aller Art. Es war still, sehr still. Die Fauna Madeiras ist überschaubar. Da die Insel nie mit dem Festland verbunden war, lebt hier nur, was 600 km weit schwimmen kann, oder von Menschen mitgebracht wurde. Keine großen Säugetiere, wenig Vögel, kaum Insekten, wenig Mücken, keine giftigen Tiere, was ab und an in diesem Dschungel beruhigt.



Nach gut zwei Stunden Wanderung erreichen wir den ersten Durchstich der Levada durch einen Berg. Vorsichtig schauen wir hinein. Man kann das andere Ende sehen, so eben noch fällt ein paar hundert Meter weiter Licht herein. Uns wird seltsam, der Pinscher will gleich umkehren. Es ist feucht, eng und kühl. Der Pfad ist rutschig und man muss geduckt gehen. Wir holten unsere mitgebrachten Stirnlampen aus den Rücksäcken, leuchteten weiter hinein und stapften los - geduckt, halb schräg. Gegenverkehr - der Pinscher wollte einmal mehr die Gelegenheit zur Umkehr nutzen, wir quetschten und an den entgegenkommenden Wanderern vorbei und grüßten knapp. Nach gefühlt 15 Minuten, vielleicht waren es tatsächlich nur 10, erreichten wir das Ende und standen in schwindelerregender Höhe über dem Abgrund. Etwas erschrocken nahm ich den Pinscher dann doch auf den Arm und wir Tasteten uns an der feuchten Steilwand vorbei auf die andere Seite, wo uns gleich wieder ein Tunnel erwartete. 


Tunnel zwei bot verschärfte Bedingungen. Zwei Verschwenkungen ließen das Ende im dunkel  und dieser Tunnel war auch noch niedriger. Der normal große Portugiese  würde wohl aufrecht gehen könne, wir Nordeuropäer waren deutlich im Nachteil. Man gewöhnt sich daran und auch dieser Tunnel hatte erwartungsgemäß ein Ende. Zehn Minuten später rasteten wir am, im Reiseführer so genannten, Wasserhaus. Offensichtlich eine Übernachtungsstelle für Arbeiter die hier manchmal weit ab aller Zivilisation die Levada in Schuss halten. Fünf weitere Tunnel gibt es Talaufwärts, um bei Tageslicht jedoch das Auto wieder zu erreichen mussten wir an dieser Stelle umkehren. 


Dei beiden Tunnel waren uns auf dem Rückweg fast schon vertraut und wir passierten sie zügig. Selbst der Pinscher watete tapfer durch für ihn knietiefes Wasser, schließlich  ging es Richtung Fressnapf. Etwas schade ist, dass man auf Madeira oftmals nur in eine Richtung wandern kann und dann den gleichen Weg wieder zurück nehmen muss. Rundwanderungen sind aufgrund der sehr großen Höhenunterschiede nur selten zu realisieren. 


Degenfisch mit Banane und Steak mit Pilzen servierte die quirlige Kellnerin uns nach Sonnenuntergang in Porto Moniz. Bisher das beste Essen auf der Insel, aber wir haben ja noch einige Zeit uns verwöhnen zu lassen.






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