Mittwoch, 10. September 2014

Madeirawetter


unberechenbares Madeirawetter

Eigentlich  ist der Wetterbericht seit Wochen immer gleich. Auf Madeira scheint die Sonne ganztägig bei Temperaturen zwischen 26 und 28° Celisus. Es ist quasi windstill und es regnet mit einer Wahrscheinlichkeit von +/- 50 Prozent. Nachts wird es dunkel und 5° kühler (Punkt) und wunderbar denkste - ist ab er nicht so. In Wahrheit ist das Wetter auf Madeira ein Biest. Dieser kleine Landflecken mitten im Atlantik, nicht größer als das Gebiet der Freien- und Hansestadt Hamburg, hat unzählige Wetterzonen und das Wetter treibt hier täglich seien Kapriolen. Man stelle sich nur einmal vor, man stünde mit dem Auto auf Meereshöhe an der Elbe in Wilhelmsburg und führe dann 20 min steil bergauf um in etwa an der Außenalster auf der Höhe von Davos zu sein. Noch Fragen zum Wetter? 

Paul da Serra Windpark

Während es hier unten am Meer sonnig warm und leider auch durchweg viel zu schwül ist, herrscht im Eukalyptuswald nördlich der Bergdörfer ein ganz angenehmes Klima und oben auf der Hochebenen, die komplett 1.000 Meter überragt ist es angenehm in der Sonne aber sofort kalt, wenn der Berg im Nebel in einer Wolke verschwindet. Stellenweise kommen dann noch die 50% Regenwahrscheinlichkeit ins Spiel, dann sieht man eine Regenwand auf sich zu kommen und es schüttet kurz aber heftig, wie in den Tropen. 



Zwei mal hatte uns das Bergwetter nun schon ein Schnippchen geschlagen, zwei mal waren wir in eine dichten Wolke aus dem Auto gestiegen und mussten unser Wandervorhaben abbrechen. Von unserem zu Hause auf am Meer kann man das Wolkentreiben dort oben leider nicht beobachten, aber auch heute konnten wir schon auf halber Höhe erahnen, dass sich dort nichts gutes zusammengebraut hatte. Aus diesem Grund beschlossen wir ganz pragmatisch unten zu bleiben und der Levada Nova, die sich auf halbe Höhe über weite Teile der Insel entlang zieht, ein Stück entlang zu laufen. 

Levada Nova

Der Weg entlang der breiten  Betonrinne war komfortabel, mit für die Insel üblicher Blumenpracht gesäumt, jedoch gab es keine Forellen, das Wasser erschien mir zu trüb dafür. Nach einer langgezogenen Kurve verließ die Levada den Ort Prazeres und verschwand in einem hohen Eukalyptuswald. Ab und an gab  der dichte Bewuchs einen Blick auf den weit unten liegenden blauen Atlantik frei. Schön war es, ruhig, aber auch etwas langweilig. Kein Tunnel, keine schwindelerregende Höhe, einfach nur schön. Selbst der Pinscher trottete gelangweilt neben uns her. 

Eukalyptuswald

An einer Biegung, nach gut zwei Stunden Fußweg, konnte man die Bergregion einsehen. Blau, keine Wolke zu sehen. Wir rechneten kurz: zwei Stunden zurück, eine halbe Stunde Auffahrt, zwei Stunden wandern, eine halbe Stunde Wanderschneckenreserve, das würde noch passen bis Sonnenuntergang.










Paul da Serra heißt die Hochebene der Insel, Pico Ruivo der Berg, den wir auf unserer Kurzwanderung erklimmen wollten. Nachdem wir den im Wanderführer angegebenen Parkplatz gefunden hatten folgten wir einer kleinen steinernen Levadarinne ein paar hundert Meter durch interessante Hochgebirgsvegetation geradewegs auf den Berg zu.

Hochgebirgsvegetation

Die Rinne verschwand in einem winzigen dunklen Nadelwald, ein Miniaturschwarzwald vor der Küste Afrikas. Vorbei an einem mit fließend Wasser und Grillöfen gut ausgestatteten Picknickplatz, der Madeirenser neigt zum Picknicken, gelangten wir zu einem Wassertank und zum Ende der Levadarinne. Nun ragte der Pico Ruivo vor uns kegelförmig aus der Ebene auf. Als Weg diente ein ausgewaschenes Bachbett. Der Aufstieg war beschwerhrlich aber lohnend.

Pico Ruivo do Paul da Serra

Auf dem Gipfel gab es einen Vermessungspunkt an dem wir rasteten. Nach Norden viel der Berg steil zur Küste ab und Wolkenfetzen trieben immer wieder den Abgrund hinauf. Nach Osten erhob sich hinter einem Windpark das zentrale Bergmassiv der Insel und nach Süden und Westen erstreckte sich die Paul da Serra.

Zentralgebirge Madeira

Kein Mensch weit und breit, göttliche Ruhe, ganz nah am Himmel und weit über den Wolken. Fast hätten wir die Zeit vergessen. Selbst der Pinscher war tiefenentspannt. Er hatte es sich im hochsommerlich verbrannten Gras gemütlich gemacht. Erst mit schon schwindendem Tageslicht erreichten wir das Auto - mit Bärenhunger. Zeit für das verdiente Abendessen. 

tiefenentspannter Pinscher






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen