Montag, 27. Oktober 2014

Aller aller allerletzte Sommertour



Was haben Rolling Stones Abschiedtourneen und allerletzte Sommerpinscher-fahrradtouren gemeinsam? Richtig! - beides findet ganz selbtsverständlich immer wieder statt, zumindest im norddeutschen Rekordsommer 2014. 


Mit dem Gedanken, dass da jetzt nicht mehr viel kommen könne, hatte ich am vergangenen Wochenende das Trike und das Toxy vorsorglich winterfest gemacht und in der Dachkammer verstaut. Dort können sie nun unbehelligt von Eis, Schnee und vor allem Streusalz ganz gemütlich ein paar Monate ausharren. 


Pinscher vorsorglich trotzdem warm eingepackt, schließlich kränkelte er zuletzt und kann immer noch keine Treppen steigen, das Scooterbike bepackt und auf zur aller aller aller allerletzten Sommertour, bei fast 20°C und strahlend blauem Himmel eine echte Freude Ende Oktober, wenn mir auch partout keine aufregend neue Stecke einfallen wollte. 



Vom Deichtor über den neuen Radweg zu den Elbbrücken, ein Stück dem Loop entlang, über die Alte Harburger Elbbrücke bis Neuland. Die Elbe hinauf bis Hoopte, mit der Fähre nach Zollenspieker und über den alten Bahndamm der Marschlandbahn und den Kaltehofer Elbdeich wieder zurück in die Stadt - so war der Plan, so haben wir es gemacht und es war wunderbar. 


An der Fähre gab es Kaffee und Mandelhörnchen, kaum Betrieb, Fett gefressene Stockenten nahmen im gemächlichen Schritt das Spalier der geparkten Autos ab.  Möwen kreischten, nur ein Auto auf der Fähre. Der Matrose hatte mit Lackarbeiten begonnen, auf einem Schiff gibt es immer was zu tun. Der Chef sei gestoben, daher die Flaggen auf Halbmast, erfuhr ich auf Nachfrage. 


Auf dem Marschbahndamm wurde es dann doch schattig. 39 Kranische formierten eine exakte Eins. Von den Beinen her kroch Kälte langsam hinauf in den Körper. Auch der Pinscher hatte sich in meinen Windschatten begebe, was er sonst vermeidet, da er ja neugierig ist und daher an mir vorbei lugen muss. Rasant fiel Dunkelheit übers Land während der Himmel noch feuerrot hinter den Elbbrücken leuchtete. So ist das um die Jahreszeit - Mick Jagger ist schließlich  auch schon 71. 








Montag, 13. Oktober 2014

10.000.000 m



Tendenziell bin ich ja recht unsportlich, muss  ich doch bei jeder Aktivität erst einmal meine zwei Zentner in Bewegung setzten und dies habe ich früher gerne eher  nicht getan. In den letzten paar Jahren hat sich das grundlegend geändert. Bewegung ist Lebenselixier und macht Freude. Einen Teil der 100 Kilo Lebendgewicht habe ich in Muskelmasse umgesetzt und seit ich Liegerad fahre und mich somit nicht mehr über die üblichen Radfahrer-Wehwehchen ärgern muss fahre ich auch gerne mal schnell noch 80 km zwischen Abendbrot und schlafen gehen. 


Dass ich es aber einmal auf 10.000 km in einem Jahr bringen würde, hätte ich noch vergangenes Jahr ausgeschlossen. Gestern, das Jahr war es 285 Tage alt, war es dann tatsächlich so weit. Den 10.000. Kilometer habe ich richtig genossen. Wow! Jeden elenden Tag 35 km - jede verflossene Stunde dieses Jahres 1.500 m gestrampelt und großartig dabei gefühlt. Stillsitzen ist mittlerweile fast eine Qual für mich. 


Der Pinscher, mein treuer Navigator, war fast immer dabei. Das ist gut so, ich fahre durchaus vorsichtiger mit dem Kleinen hinten drauf und er mahnt auch immer mal wieder eine Pause an, die ich alleine nicht machen würde. Von nix kommt nix, sagt man, aber ich habe auch sehr viel Glück gehabt. Drei tolle Fahrräder die Spaß machen, wenig Arbeit zur Zeit und das grandiose Wetter in diesem Jahr haben viele Touren ermöglicht. Fast schon unglaublich ist, dass ich nur 3x nass wurde in dem Jahr. 


Bleibt zu hoffen, dass der arktische Winter noch ein wenig auf sich warten lässt. Den einen oder anderen Meter werden wir dann noch radeln, der Pinscher und ich. 




Samstag, 11. Oktober 2014

Hansestadt zu Hansestadt, der Navigatortest



Wenn sich das Fahrradtourenjahr dem Ende neigt und man im Umkreis von 100 km gefühlt jede Gasse befahren hat, könnte man immer noch mal schnell und ohne viel Aufwand nach Lübeck fahren. Es gibt 2458 Möglichkeiten (oder sind es doch noch zwei mehr?) von Hamburg nach Lübeck zu fahren und der Navigator, der Pinscher, kennt sie alle.





Heute jedoch hatte sein neuer elektronischer Kollege, ein Garmin Outdoor GPS-Gerät das Sagen. Ausgestattet mit einer faszinierend detailgetreuen topografischen Karte ging das Gerät zügig ans Werk. Blitzschnell war die aktuelle Position gefunden. Das Garmin spricht auch mit den Russen, soll heißen kann neben dem üblichen amerikanischen Satellitensignalen auch die der Konkurrenz aus Russland empfangen und so viel schneller und präziser die Position bestimmen. Genau so schnell war eine Route berechnet - ich begutachtete nur die grobe Richtung und wollte mich weiter ganz auf die Geister im Gerät verlassen.




Das Verlassen der Stadt geradewegs Richtung Osten auf recht ruhigen Seitenstraßen war nach meinem Geschmack. Übel könnte man der Software (oder deren Programmierern) schon nehmen, die Route des weiteren entlang einer viel befahrenen Ausfallstraße Richtung Oststeinbeck und Glinde zu empfehlen. Immerhin, von den Abgasen und dem Verkehrslärm abgesehen ließ sich die Strecke ja befahren und das auch recht komfortabel. Richtig ärgerlich wurde es dann zwischen Feld und Wald entlang der Bille. 




Loser Sand, und was die Reifen der Traktoren bei der Ernte nicht verwüstet hatten, das hatten beschlagene Pferdehufe erledigt. No Way, absteigen, schieben - warum sollte ich eigentlich diesen faulen Pinscher mit seinen fast 5 Kilo Lebendgewicht auch noch mit schieben? Raus da! Selber laufen! Fairer Weise muss ich sagen, dass danach die Auswahl der Strecke perfekt wurde. Ruhige Kreisstraßen bis Kühsen, dann eine Schussfahrt hinab zum geliebten Elbe-Lübeck-Kanal bis zur Kanaltrave und zum Abschluss am berühmten Holstentor (das echte vom Fufziger) bis zum Lübecker Hauptbahnhof. 




In Berkentin gab es Kaffee und Kuchen. In Kronsforde gab es Kaffee und Kuchen. Ups - jetzt habe ich mich verraten. Immerhin liegen knapp 10 km wundervoller Kanalstrecke zwischen den beiden Orten. Zwischendurch hielten wir noch, um auf einer Wiese am Wegesrand eine Eselherde zu beobachten. Tolle Tiere diese Esel, fand auch der Pinscher. Gegen 17:00 Uhr wurde es etwas schattig und klamm - Oktober halt, Oktober und deutlich mehr als man erwarten darf.