Montag, 22. Juni 2015

Ringkoebing Fjord


Den Dänen kann man sicherlich vieles neiden, aber als passionierter Radfahrer setzt man Prioritäten. Gleich hinter der Grenze fielen sie auf, diese breiten, zweispurigen Radwege entlang der Landstraßen, die sich durch das ganze Land ziehen. Auch die intelligenten Radverkehrsführungen an Kreuzungen und Kreisverkehren sowie die augenfälligen baulichen Verengungen an Ortseingängen kombiniert mit einer Geschwindigkeitsanzeige und penetrantem Blinklicht bei Überschreitung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit sowie generell Tempo 80 auf Landstraßen versprechen Radelvergnügen pur. 

Doch Moment, was machen wir eigentlich in Dänemark? Der Pinscher war ausgesprochen genervt. Das Paradies, die heimatliche Wohnung befand sich in Auflösung, kein ruhiges Eckchen, selbst Mekka, der Kühlschrank wurde aus der Wohnung verbannt. Die Parkettschleifer waren angemeldet und die Wohnung musste für eine Woche geräumt werden. Warum also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Wohnmobil geliehen und auf nach Dänemark. 


Unattraktiv wie solch eine leere Wohnung nun mal ist, die Bündel gepackt und gut verstaut, zog es uns schon am späten Freitag Abend hinaus gen Norden. Nur bis zum Nord-Ostsee-Kanal, dort hatte ich auf einer meiner Radtouren eine verdammt netten Stellplatz unter der Eisenbahnbrücke bei Hochdonn entdeckt, den ich nun einmal ausprobieren wollte. Er funktioniert - sogar besser als gedacht. Die Fähre über den Kanal brummt beruhigend, ab und an rattert ein Zug über die knapp 50 m hohe Stahlbrücke und die mächtigen Schiffsdiesel der Hochseeschiffe tuckern vorbei. Beste Voraussetzungen für einen tiefen und erholsamen Schlaf. 


Frühstücken, etwas Smalltalk mit dem Nachbarn, der neben zwei Kindern zwei ausgewachsene Bernhardiner durch die Lande kutschiert, einen fliegenden Spargelhändler erleichtern, noch schnell einkaufen, noch eine leere Gasflasche tauschen, noch nen Kaffee hier und was wichtiges da - kurzum, 23:00 Uhr erreichen wir Hvide Sande, unser erstes Etappenziel in Dänemark und finden selbstverständlich keine erlaubten Stellplatz. Enttäuschend - aber in Ringkoebing werden wir fündig. Statt Spargel gibt es nun nur noch Dosenfutter für alle und ab in die Koje. 


Der Platz war sogar besser als erwartet, auf der Hafenmole gelegen teilt man sich die sanitären Anlagen mit den Seglern und der Blick ist undverstellbar. Tisch und Stühle raus, im Windschatten der rollenden Wohndose frühstücken allerdings war schon der erste Regen angekündigt und die Temperaturen im Schatten lagen nur bei knapp über 10 Grad. Für den Pinscher hieß das, Wohnmobil hüten. Ich wollte mich alleine auf die knapp 110 km lange Runde um den Ringkoebing Fjord machen, nicht, dass er sich im Urlaub noch was wegholt.


Zwei Flaschen Wasser, ein Bündel Minibananen, eine Tafel Schokolade, Pfefferminztreibstoff - es lief großartige und auf den breiten Radwegen war ein schnelle Vorankommen garantiert. Im Süden des Fjordes gab es Sandwege, die aber gut befahrbar waren. Auf der Westseite hatte ich dann die Qual der Wahl - bei Rückenwind mit 30+ km/h die Landstraße entlang segeln oder auf teilweise zweifelhaften Schotterwegen durch eine herrliche Dünenlandschaft kreuzen? Ich entschied mich abschnittweise mal für das Eine oder für das Andere. Auf dem Liegerad waren die Schotterstrecken nicht ganz ohne und erforderten sehr viel Konzentration. Pause in Hvide Sande - eine Asiatin servierte Fish & Chips. Ob tatsächlich Fisch im Teigmantel war, hätte ich näher untersuchen müssen, aber heraufziehendes Wetter und daraus resultierender Zeitmangel sowie diverse Saucen die alle Bemühungen zudeckend, hielten mich davon ab. Zurück in Ringkoebing fielen dann auch schon die ersten Tropfen vom Himmel, als ich den Pinscher durch das vereinbarte Pfeilsignal auf mein Herannahen aufmerksam machte. 
















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