Montag, 25. Juli 2016

Senda del Oso - Bärenweg


Nachdem wir auf unserer Reise durch Nordspanien den westlichsten und den nördlichsten Punkt des Landes besucht hatten, uns ein paar Tage am Meer herumgetrieben haben und vor dem touristischen Einerlei wieder in die Berge Asturiens geflüchtet sind, juckte der Fahrraknochen. Elf Tage ohne Rad ist eine kleine Ewigkeit. Meiner Beobachtung nach sind spanische Autofahrer zwar sehr rücksichtsvoll im Umgang mit Radfahrern und häufig mahnen Schilder einen Mindestabstand von 1,5 m an (wäre toll wenn es das in Deutschland auch gäbe), jedoch war die Topografie bisher wenig reizvoll für einen Liegeradausflug und auf manchen Straßen hätte es mich als Radfahrer gegruselt unerwartet zu landen.


Schon zu Hause hatte ich kurz erkundet, dass es in den nordspanischen Bergen einige Bahnradtrassen auf stillgelegten Schmalspurbahnen geben soll. Nun hatte ich etwas genauer hingeschaut und stieß auf den Senda del Oso, den Bärenweg. Bär? Ja, in Asturien gibt es eine gesunde Population von 200 wilden Braunbären, die in der zerklüfteten Hochgebirgslandschaft ihre Heimat haben. Zwei Exemplare, die von Wilderern verletzt wurden, leben in einem Gehege an der Bahntrasse und sind eine Touristenattraktion. Gesehen habe ich sie nicht, sie hielten wohl gerade Mittagsschlaf als ich vorbei fuhr.


Von unserem Übernachtungsplatz an einem See in den Bergen fuhren wir talwärts auf einen Parkplatz, der als Einstiegspunkt für den Radweg gekennzeichnet war. Ausschilderung; eine üble Geschichte, wie ich im Laufe des Nachmittages noch feststellen sollte. Zwei mal verfehlte ich den vorgesehenen Weg und fuhr unbemerkt ein falsches Tal hinauf. Ärgerlich, zum einen fehlte an wirklich wichtigen Punkten ein Hinweis, zum anderen waren Schilder, Flyer, Karten, Wegbeschreibungen und auch Informationstafeln über Sehenswürdigkeiten ausschließlich in spanischer Sprache verfasst - doppeltärgerlich weil viele Projekte anscheinend von der EU finanziert wurden. Wenigstens eine englische Fassung hätte ich da erwartet.


Die Grandiosität der Landschaft fraß den Ärger. Ich fuhr mit vor staunen offenem Mund und musste immer wieder anhalten und schauen. Unzählige kleine Brücken und Tunnel durch tiefe Schluchten und an schwindelerregenden Hängen, unglaublich, dass hier einst Züge entlang fuhren. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob ich die Anstiege mit Flachlandübersetzung und Straßenbereifung meistern könnte. Es ging zwar etwas ruppig zu auf der streckenweise holprigen Betonpiste, jedoch war es überhaupt keine Problem zügig an der Sonntagsnachmittagsmoutainbikefraktion zügig vorbei zu ziehen. Ich hatte den Eindruck viele wollten auch nur einmal ein Liegerad aus der Nähe sehen, das scheint wirklich seltener als Braunbären ich Asturien zu sein. Nach längerem Studium der Landkarte kam es mir vor ich sei falsch, der See, an dem wir übernachtet hatten wollte einfach nicht auftauchen, wie auch immer, er lag im Nachbartal. Also zurück, diesmal schnell über die Autopiste, und neuen Anlauf nehmen.


Na also, geht doch. An der Staumauer liegt ein Ausflugskaffee für Radfahrer, 500 m entfernt vom nächsten Parkplatz - undenkbar in Deutschland. Die Arbeitsgeschwindigkeit des Personals war erschreckend, bei näherem Hinsehen die gesamte Organisation der Gastronomie ein Graus. Qualität und Preis des Kaffees versöhnten jedoch schnell. Windelwechsel am Nebentisch - der Farbe nach zu urteilen Spinat.


Minenbahn, Minenmuseum zur Rechten, aufgeräumtes Areal, geschlossen, keine Erklärung, nicht mal auf spanisch. Schade, trotz Mine hatte ich offensichtlich wieder die falsche Taleinfahrt genommen. Auf einer breiten leeren Straße quälte ich mich noch ein bisschen den Hang hinauf, es sollte sich wenigstens lohnen, wenn ich das Fahrrad auspacke. Auf dem Rückweg untersuchte ich den Ort, wo ich den Irrweg eingeschlagen hatte genauestens auf einen Hinweis für die richtige Richtung - Pustekuchen, nix zu finden. Egal, schön war es trotzdem.


Hinab nahm ich wieder die gut ausgebaute Asphaltpiste. Fast hätte ich meinen Allzeitgeschwindigkeitsrekord gebrochen, leider bremste mich ein Looser mit silberfarbenem BMW kurz vor der Schallmauer aus. Nach nur 40 Minuten war ich wieder wohlbehalten im Tal und wurde von Frauchen, Hund und Kaffee am Wohnmobil empfangen. 






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen