Dienstag, 30. Mai 2017

Nie wieder Fahrradfahren


Die fahrradtauglichen Mitglieder der Familie rüsteten sich zum gemeinsamen Fahrradausflug. Da das Wetter in der Voraussicht prächtig und die geplante Strecke verlockend war, entschloss ich kurzfristig in die Eifel zu fahren und am geplanten Vergnügen Teil zu haben. 




Über das bekannter Weise großartige, weil nahezu steiguns- und autofreie belgische RaveL Wegenetz sollte es in die Vulkaneifel gehen und nach einem gemütlichen Abendesse und einer geruhsamen Nacht in Stadtkyll am nächten Tag wieder zurück. Mit schlankem Gepäck, einem kleinen Rucksack, ohne Fahrrad und - ja, leider auch ohne Hund, reiste ich stressfrei mit der Bahn an. 



Ein gutes Reiserad hatte man mir versprochen. Auch wenn der Rahmen für mich etwas klein war, kann ich keinesfalls behaupten, dass das Versprechen nicht eingehalten wurde. Schaltung, Bremsen, Reifen, Gepäckträger - alles vom feinsten. Start 9 Uhr - Papa (bald 82) war schon mal ein Stückchen vor gefahren und wartete im 300m höher liegenden Nachbarort auf uns. Ich war angenehm überrascht, wie Berggängig solch ein "Normalrad" doch war. Liegeräder sind bekanntlich etwas träge am Berg, das liegt zum Einen am meist deutlich höheren Fahrzeuggewicht und zum Anderen daran, dass man sich nicht in die Pedale stemmen kann, sondern stets locker mit den Beinen rotieren muss um keinen Knieschaden zu riskieren. 


Prächtig war es im Hohen Venn, das Wollgras und so manches Andere blühte, während die letzten wilden Narzissen sich vor dem Sommer verneigten. Gegen Mittag wurde es dann auch verdammt heiß, an die 30°C, das ist für die hohe Eifel eine Mai ein beachtlicher Wert. Trotz mehrerer Pausen und Kuchendoping ließ meine Stimmung am frühen Nachmittag schleichend nach. Alles tat mir weh, alles außer die Beine. Nach 3.000 km Training im Frühjahr war die zu bewältigende Strecke keine echte Herausforderung, die Sitzposition jedoch sehrwohl. Hände, Ellbogen, Nacken, Rücken, Füße....einfach alles tat weh (und der Popo erst). Hatte ich vor ein paar Tagen mal wieder mit der Anschaffung eines ganz normalen Fahrrades gebliebäugelt - ich war wieder geheilt!


Seltsame Phantasien entwickelten sich - absteigen und schieben erschien mir attraktiver als auch nur einen Meter weiter zu fahren. Sehnsüchte nach irgendwelchen Schüttle Bussen mit Fahrradtransport keimten. Fast wurde ich weinerlich und hob mal die rechte, mal die linke und dann auch beide Pobacken, streckte den Rücken, schüttelte die Hände - Rad fahren ist doof!


Nichts währt ewig, auch die schlimmsten Qualen haben mal ein Ende, dieses Mal bei Kaffee und Kuchen in Stadtkyll. Im Balkanland hielt hatte man günstige und gute Zimmer für uns frei. Das Abendessen war vorzüglich (Zander), ein Spaziergang zum nahen See erholsam und das Bett weich, so waren dann auch die Strapazen des Tages schnell vergessen. Am nächsten Morgen hatte ich mich einigermaßen regeneriert. Wir starteten früh um dem angekündigten Gewitter zu entgehen. Das gelang uns auch, bis auf ein paar ungefährliche Regentropfen, ganz gut. Heute begann mein Leid etwas früher und wurde etwas schlimmer. Nein, kein SchüttleBus, auch sonntags nicht, ich musste es aussitzen. Nie wieder Fahrradfahren! Nie wieder!


Jedenfalls nicht so einses....







Sonntag, 21. Mai 2017

raus




Bloß kein Getüdel, kein Stadtverkehr, keine Ampeln, einfach schnell raus hier. Mit der S-Bahn bis Pinneberg und dann ein Stück dem Strom folgen. Drei Sekunden war ich zu spät am Krückausperrwerk, die kleine Schranke war noch nicht ganz unten - Mittagspause! So ein Sch...., wäre ich da eben nicht durch den Morast geeiert dann hätte ich .....egal! Mir war heute nicht nach nach rasen, aber nach warten war mir überhaupt nicht, so folgte ich der Krückau Richtung Elmshorn. Da war doch was? Richtig, die Fähre in Kronsnest, die kleinste Fähre Deutschlands. "Do hast all Glück gehabt, Junge!", der Fährman hob mein Rad an Bord und los ging die Fahrt. Handbetrieb, Wriggen mit einem Reimen....nicht das jetzt jemand denkt ich würde mich da auskennen, aber schön war´s und wie von Zauberhafte gelangten wir auf die andere Seite. Die Fährmannsfrau hatte Kaffee gekocht und Kuchen gebacken. Ich ließ mich nieder und schaute noch eine Weile zu. Das Schaf hinter mir auf dem Deich furzte, als gebe es einen Preis zu gewinnen, ich musste schmunzeln. Wieder am Sperrwerk war die Mittagspause gerade zu Ende. Ich fand, mein Umweg bot jedoch einen deutlichen Mehrwert.




Glückstadt ist ein nettes Städtchen. In der Gastronomie am Hafen steppt der Sonntagsnachmittagsausflugsbär. Zum Glück war ich schon bedient. Stau an der Fähre. Als Radfahrer interessiert das nicht, ich war der Erste an Bord und in Wischhafen der erste wieder an Land. Dazwischen lagen dreieurofufzisch und eine nette ruhige Überfahrt mit view gen Nordsee. Die Klappbücke über die Wischhafener Süderelbe war wie immer hochgeklappt und nicht befahrbar, so nahm ich den Weg entlang der Hauptstraße und passierte schmunzeld die Bäckerei, bei der der Kuchen einst so schlecht war, dass ich ihn zurück gegeben hatte. Wer mich kennt, weiß was das heißt.  In Dornbusch bog ich wieder Richtung Elbe ab. Mit Rückenwind trieb ich flussaufwärts. Es gab was zu sehen. Elbe Crossing 1&2 - 227m hohe Hochspannungsmasten, ein gigantisches Frachtschiff jenseits des Schwarztonnensandes, das rotte AKW-Stade, putzig klein, mit bilderbuchhaftem Kuppelbau, nett eingerahmt im Bio-Obstbaum Bestand es Alten Landes.


Ich hänge den Gedanken nach, der Löwenzahn ist verblüht, Joschi ist jetzt schon über eine Woche tot, der Sauerampfer zieht auf Ohrenhöhe vorbei, ich gehe abends Gassi, alleine, weil ich es gewohnt bin. Ohne Hund ist irgendwie nix - zu Hause erzählen wir uns Geschichten wie es war, fehlt grad noch, das wir etwas Futter hin stellen. Die Sonne scheint, er hatte von allen Hunden das weicheste Fell - ganz bestimmt. Halt! was war das da rechts? Obsthof Matthies - eine Institution in  Jork - da war ich doch schon mal auf ein Stück Kuchen. Mandarine-Schmandt und einen Pott Kaffee, ich ließ mich neben einem alten Deutz Trecker nieder futterte den Kuchen und verdrängte Joschi ein wenig - nutzt ja nix, der kommt nie wieder.




Auf rein in die Stadt hatte ich genau so wenig Lust wie vorher raus. Bis Neugraben ist alles Erträglich. Als ich das Fahrrad gerade die Treppen herunter geschleppt hatte, gab es die Ankündigung, dass die nächste Bahn abweichend auf Gleis 2 abfahre. Also Rad wieder hoch schleppen und zu Gleis 2 herunter tragen. Gerade unten angekommen fuhr die Bahn dann doch auf Gleis 1 ein. Rad wieder hoch schleppen und zu Gleis 1 hinab wuchten. Unten angekommen fuhr dann auch eine Bahn auf Gleis 2 ein. Als die Völkerwanderung geendet hatte fuhr dann keine der Bahnen ab weil es eine Betriebstörung gab. Irgendwann geht es ja erfahrungsgemäß doch weiter, so auch heute. Unsere Bahn fuhr erfreulicherweise zuerst. Die Freude währte nicht lange, schließlich war schon geraume Zeit kein Zug mehr gefahren und die Bahnsteige quollen über. Derweil transpirierte ich in der Sardinenbüchse, mein Eigengeruch nach 130 km strampeln verschaffte mir ausreichend Platz, jedoch musste ich ständig Menschen mit blütenweißen Hosen darauf hinweisen, dass das da vorne am Tretausleger heute Morgen frisch gefettet wurde und.....naja als die Bahn so voll war, dass ich den Tretausleger nicht mehr sehen konnte, gab ich diese Mission auf.



Raus ist eine echte Option für einen sonnigen Sonntag Nachmittag, wenn es sein muss auch ohne Pinscher. Trotzdem fehlt er ....

Samstag, 13. Mai 2017

In Hamburg sagt man Tschüß...


Fellnase, tragischer Held, kleines Arschloch, Feigling, Löwenherz, treuer Begleiter, allerbester Freund, Angst und Schmerz waren unerträglich geworden und so mussten wir ihm den Gefallen tun, den man einem allerbesten Freund am Ende schuldig ist.

Mehr als 10 Jahre durften wir gemeinsam streunen, wer mag darf sich das große Abenteuer hier noch einnmal anschauen. Mit Tränen in den Augen sage ich leise danke.