Donnerstag, 24. August 2017

Lange Jan



Nicht, das ich heute Morgen nicht schon einmal dort gewesen wäre, aber wie sagt man doch so schön, wo man nicht aus eigener Kraft hin gekommen ist, da ist man auch nicht gewesen. So brannte es mir also den ganzen Tag unter den Fußsohlen, das Wohnmobil irgendwo abzustellen und noch einmal zum Leuchtturm an der Südspitze Ölands hinunter zu fahren.


Schnurgerade gen Westen führte mich mein Weg einmal quer über die Insel. Das umgebende Nichts fühlte sich großartig an, ich hielt einen Moment an, um es auf einer Steinmauer sitzend zu verinnerlichen. Eine junge Frau mit Hollandrad tat es mir ein paar Meter weiter gleich. "Hey!" - "Hey!" skandinavisch freundliches nicht Stören. Nach einem Schluck aus der Wasserflasche startete ich wieder durch. 


Der weitere Weg nach Süden führte mich zunächst in eine Baustelle, dann auf Geheiß einens freundlichen Bauarbeiters einen steilen Schotterweg hinauf, über eine Treppe, hinein in ein Kunstwerk?, über einen Zaun, zu einem Bauernhof und dann tatsächlich wieder auf die Straße. Selbstverständlich war überwiegend Fahrrad tragen angesagt, aber ich habe ja Urlaub und entsprechend Zeit. An einer Mauer, die König Karl X Gustav errichten ließ, damit sein Jagdwild nicht zu Jagdwild von wem auch immer werde, gesellte siche ein junger Schwede zu mir. Von der Mauer über mein seltsames Farrad gelangten wir über die deutsche Wiedervereinigung, diversen Schwedenkriegen hin zur europäischen Flüchtlingspolitik. Wow...eine Stunde Konversation in englischer Sprache und ich hatte (irgendwie) gesagt was ich sagen wollte, meine Begeisterung war groß. Ob ich noch mit auf ein Bier kommen wolle? Nein, nein, mein letztes Bier ist 10 Jahre her und außerdem muss ich zurück bevor es dunkel wird. Tusen Tack!


Die letzten Kilometer zum Leutturm warn gleichermaßen anstrengend und schön. Gegenwind machte mir zu schaffen, aber die überaus bunte Mischung aus Weide, Meer, Steine, Schafe, Kühe, Sonne, Wolken, Gänse, Schwäne und ja, ganz hinten auch Robben im Watt, bei weitestgeheder Abwesenheit von Menschen, war ein Hochgenuß.


Ziemlich glücklich, bei theoretischem Rückenwind (der hatte derweil aufgehürt zu blasen) begab ich mich wieder Richtung Norden. So langsam stellt sich wieder dieses Hochgefühl ein, das ich immer in Skandinavien bekomme, manchmal kommt es auch schon, wenn ich nur an den Norden denke.






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